Review ZhongYi Mitakon Speedmaster 50mm f/0,95 Mark lll für Nikon Z-Kameras

Testbericht zum Objektiv ZhongYi Mitakon Speedmaster 50mm f/0,95 Mark lll für Nikon Z-Kameras
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Für die meisten Anwendungen gut einzusetzen​


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Diesmal geht es um einen „Licht-Riesen“! Als Licht-Riesen bezeichnet man Objektive mit einer Lichtstärke von f1.0 oder sogar f 0.95. Eine Legende unter diesen Objektiven ist das Leica 50mm F0.95 Noctilux. Aber auch fast alle anderen großen Hersteller haben schon derartige Objektive. Momentan bieten nur Leica und Nikon als Kamerahersteller ein 0,95er an. Auf der Drittanbieterseite dagegen ist das Angebot relativ groß, und es werden für Systemkameras sowohl fast alle Sensorgrößen, als auch Bajonettanschlüsse bedient. Eine Einschränkung haben aber fast alle Drittanbieter-Objektive gemeinsam: sie können nur manuell betrieben werden und haben keinen Chip, mit dem sie z.B. die Blendeninformation an die Kamera weitergeben könnten. Das HAPATEAM hat mir für einen Test ein ZhongYi Mitakon Speedmaster 0,95/ 50 mm für Nikon Z-Kameras zur Verfügung gestellt.

Die Blende 0,95 bedeutet für viele Fotografie-Fans seit jeher etwas Besonderes, kursierten doch mannigfaltige Gerüchte über das sagenhafte Bokeh und eine grenzenlose Tiefenschärfe dieser Exoten, allerdings meist zu Preisen im oder knapp unter einem 5stelligen Euro-Betrag. Hier haben sich einige chinesische Hersteller eine Nische geschaffen, da sie die Objektive weitaus günstiger anbieten. Inwieweit sie qualitativ mithalten können, gilt es zu prüfen.

Mein Testkandidat wird von ZY Optics (Shenyang ZhongYi Optical & Electronic Co., gegründet 1984) in China hergestellt. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als „führender Anbieter von optischen Produkten für Endverbraucher und Gewerbe. Neben optischen Elementen für die Industrie werden einzigartige und sehr leistungsstarke Objektive der Marke Mitakon hergestellt und weltweit verkauft. Im Gegensatz zu manch anderen Herstellern ist ZY Optics überzeugt, dass nur kontinuierliche Weiterentwicklung von Technik und Design zu einem Erfolg führen kann. Ein engagiertes Team von Ingenieuren sorgt hier für den einzigartigen Qualitätsstandard, um anspruchsvollen Kundenwünschen gerecht zu werden. Um die optimale mechanische und optische Qualität zu gewährleisten, wird auf japanischen Hochpräzisionsmaschinen gefertigt“. Dennoch liegen diese Objektive fast alle nur im 3stelligen Preisbereich.

Das optische System besteht aus 10 Elementen in 7 Gruppen mit einem HRI-Element (High Refractive Index) und fünf UD-Elementen (Ultra-Low Dispersion). Diese Konstruktion soll erfolgreich die chromatischen Aberrationen mindern und eine außergewöhnliche Bildqualität liefern. Die Blende ist elfblättrig und sorgt dabei für ein weiches, diffuses und unscharfes Bokeh (Rendering).

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Schnitt durch das Objektiv:
Die Anordnung der Linsen zeigt, dass kein Floating-Elements-Design angewendet wird, was die Leistung bei Offenblende und minimalem Fokusabstand verringert.

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Das Objektiv-Gehäuse ist aus Aluminium gefertigt und vermittelt eine hochwertige Haptik. Mit 720 Gramm ist es kein Leichtgewicht. Geliefert wird das Teil mit Sonnenblende und einem Objektivköcher.

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Auch an der Kamera (hier an einer Nikon Z 6) macht das Mitakon eine gute Figur.

Der Test​

Hochlichtstarke Objektive weisen naturgemäß fast immer eine mehr oder weniger starke Vignettierung bei offener Blende auf, die meist erst ab der „förderlichen Blende“ tolerierbar wird. Glücklicherweise lässt sich das heutzutage gut im RAW-Konverter korrigieren. Das gilt auch für das Mitakon 0,95. Auch gilt, dass die Schärfeleistung bei geöffneter Blende bei diesen Objektiven nicht die beste ist. Daher ist für die Beurteilung die „förderliche Blende“ ein wichtiges Kriterium für die Nutzbarkeit eines Objektivs. Die Blende des Mitakon lässt sich stufenlos von 0,95 bis 16 einstellen (praktisch für Filmer), und der Blendenring befindet sich vorne am Objektiv. Leider lässt sich dadurch und durch den Umstand, dass keinerlei Information über die Blendeneinstellung (kein Chip) an die Kamera geliefert wird, eine exakt gleiche Blendeneinstellung, z.B. bei Blendenreihen, fast nicht realisieren.

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Die förderliche Blende des Mitakon liegt, wie man bei den Aufnahmen einer diffusen Fläche sehen kann, bei f 2.8. Die Schärfeleistung fällt ab Blende 8 dann wieder ab. Anders ausgedrückt: richtig scharf zeichnet das Objektiv erst ab Blende 2.8. Allerdings macht sich dieses Ergebnis bei Aufnahmen im Feld nicht unbedingt negativ bemerkbar.

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Eine Domäne für lichtstarke Objektive ist die Low-Light-Fotografie, und hier kann das Mitakon Speedmaster 50mm f/0.95 Mark lll durchaus überzeugen! Die Bildqualität ist, was die Farben und Kontraste betrifft, ausgezeichnet.

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Aber auch bei guten Lichtverhältnissen kann das Objektiv überzeugen.

Vor dem Hintergrund der Corona-Einschränkungen musste ich auch diesmal wieder auf ein Model-Shooting verzichten. Ich hoffe aber, dass die Industriekulisse ebenso aussagekräftig ist.

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Die Abbildungsleistungen in der Praxis sind gut.


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Alter Güterbahnhof

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Hier ein 100 % Ausschnitt. Die Auflösung und die Detailwiedergabe hinterlassen einen guten Eindruck.

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Leider ist das Streulichtverhalten des Objektives, vor allen Dingen bei seitlichem Lichteinfall, bei großen Blendenöffnungen nicht optimal, siehe eingekreiste Bildflächen im Bild oben. Dort zeigen sich deutlich Flares. Zwar verringert sich das Problem deutlich, wenn man abblendet, verschwindet aber nie ganz.

Für viele Foto*grafinnen spielt bei lichtstarken Objektiven das Bokeh eine maßgebliche Rolle. Beim Mitakon ist das Bokeh für meinen Geschmack gut. Allerdings kann ich das Bohei um das Bokeh nicht unbedingt nachvollziehen, da es meine Fotografie nicht so tangiert. Wichtiger ist für mich, ob ich Motive gut freistellen kann.

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Wie man sieht funktioniert das gut. Linke Seite f8, rechts dagegen mit f 1.4.

Fazit​

Vor dem Hintergrund des doch günstigen Anschaffungspreises in dieser Objektivklasse, schlägt sich das Zhongyi Mitakon Speedmaster 50mm f/0.95 Mark III ganz ordentlich. Zwar gibt es einen deutlichen Schärfe- und Lichtabfall zu den Rändern hin, der aber durch leichtes Abblenden besser wird, so dass das Objektiv für die meisten Anwendungen gut einzusetzen ist. Lediglich für die Landschafts- und Astrofotografie würde ich es bei offener Blende nicht empfehlen.

Als weiteren Schwachpunkt sehe ich den fehlenden Chip für die Datenübertragung der Blendenwerte. Dadurch wird man quasi genötigt, während des Fotografierens permanent Notizen zu machen, was eigentlich nicht mehr zeitgemäß ist. In der Kombination manuelle Scharfstellung und Nikon Z-Kamera ist auch das Scharfstellen mittels Focus-Peaking bei offener Blende mit diesem Objektiv sehr diffizil und funktioniert erst ab Blende 2.8 wirklich problemlos (der Fokus-Hilfs-Punkt funktioniert ja bei Fremdobjektiven leider nicht).

Ein anderes Thema ist das Gewicht. Ein 50 mm Objektiv gehört (auch) zur Streetfotografie, bei der man die Kamera sinnvoller Weise schussbereit in der Hand hat, was bei den heutigen lichtstarken Objektiven, speziell bei den spiegellosen Kameras, schnell zur Qual wird. Das gilt adäquat auch für WW- und kurze Teleobjektive. Dass es auch leichter geht, beweist Leica, sowohl mit dem Noctilux 0.95/50 als auch noch deutlicher mit dem Summilux 1.4/35, ganz zu schweigen von den guten alten Nikon-F Objektiven.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

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Bewertung​


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© Dieter Doeblin. Jedwede Art der Veröffentlichung, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung. Text: Dieter Doeblin, Fotos: D. Doeblin, F. Iacovone, Zhongyi.
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