Die Schwierigkeit liegt eher darin, generelle Aussagen zu treffen
Das ist meiner Auffassung nach vom Grundsatz her gar keine Schwierigkeit, auch nicht in Bezug auf Fragestellungen aus dem Bereich der Psychophysik.
Und wenn man in einer Studie zum Beispiel feststellt, dass eine
statistisch signifikante Anzahl von Probanden zwischen einer bestimmten komprimierten und einer bestimmten unkomprimierten Audio-Datei keinen maßgeblichen Unterschied in Sachen "Hörgenuss" oder "Sprachverständlichkeit" etc. hört, dann stünde dies ja auch gar nicht im Widerspruch dazu, dass
eine bestimmte Person einen Unterschied hört, bei dem es sie vielleicht sogar vor Entsetzen schüttelt.
Und trotzdem orientiert sich die Unterhaltungbranche in ihrer Praxis dann an den Ergebnissen solcher Studien (siehe JPEG, MPEG). Und offensichtlich läuft dieser Branche dabei ja auch nicht das
gesamte Publikum davon - was ja vielleicht daran liegen mag, dass die Ergebnisse solcher Studien in
statistischer Hinsicht, also für eine
große Zahl von Leuten, zutreffen.
Selbstverständlich wäre es also vom Grundsatz her kein Problem, so ziemlich jeder in diesem Forum diskutierten Frage von der Art "Kann man da einen Unterschied sehen", solch eine Studie zu widmen. Die Branche "Fotografie" und die einschlägigen Humanwissenschaften halten diese Fragen aber - warum auch immer - wohl nicht für ausreichend dringlich, um diesbezügliche Studien zu finanzieren. Sonst ginge uns ja hier vielleicht auch so mancher Gesprächsstoff verloren.
Ich weiß aber nicht, ob jeder eher künstlerisch orientierte Fotograf den wissenschaftlichen Ansatz als Entscheidungsinstanz akzeptieren würde.
Meine Meinung dazu an einem Beispiel: In solchen Studien aus dem Bereich der Psychophysik hat man zum Beispiel ermittelt, dass bestimmte Verfahren der Datenkomprimierung (MPEG, JPEG) sowohl im Bereich der visuellen wie auch der akustischen Wahrnehmung laut der Angaben sehr vieler Probanden keine für sie maßgebliche Minderung des Seh- und Hörgenusses mit sich bringen.
Wenn ein Ton- oder Bild-Profi diese Studienergebnisse nun nicht als "Entscheidungsinstanz" für seinen
privaten Seh- und Hörgenuss akzeptieren möchte, und lieber Schallplatten anhört oder Dias anschaut, dann finde ich persönlich das in höchstem Maße verständlich.
Selbst wenn er sie auch im beruflichen Kontext nicht akzeptieren mag, so können auch dafür sicher viele Gründe sprechen. Audiophile Labels und Fine Art etc. sind ja Beispiele dafür, dass man sich offensichtlich auch jenseits der statistischen Signifikanz kommerziell erfolgreich häuslich einrichten kann.
Aber andererseits wird vielleicht nicht jeder Produzent darüber glücklich sein, wenn ein Toningenieur auf astronomische Sampling-Raten und/oder geringstmögliche Komprimierung und die damit einhergehenden Datenberge besteht, weil er das Ergebnis der entsprechenden Studien aus der Psychoakustik nicht akzeptieren mag.
Im
beruflichen Alltag ist es aus meiner Sicht daher vielleicht hilfreich, über den aktuellen berufskundlichen "Mainstream", also gegebenenfalls auch über solche Studienergebnisse, zumindest soweit informiert zu sein, dass man einschätzen kann, was Vorgesetzte oder Kunden für Erwartungshaltungen mitbringen, oder auch - bei etwas mehr Vertrauen in das Design solcher Studien - was zumindest
eine große Zahl von Leuten sehen und hören - und was nicht.