Mittelformat hat "Tiefe"

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Ob was drann ist oder nicht? Für mich ja.

k8.jpg


Gruss Martin
 
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Zufälligerweise bin ich gerade über diese "Leiche" gestolpert da ich mir überlege auf FX aufzurüsten und mich deshalb wohl oder über von meiner
500 CM trennen müßte.

Zunächst einmal folgendes "Mittelformat" hat nichts Magisches
und die Bilder wegen wegen des größeren Formates auch nicht
zwangsläufig besser. Basta.

Möglicherweise aber arbeitet(e) man damit aber sorgfältiger
und bewußter - bei Offenblende gerne mit Stativ - was so
mancher frühere KB-Fotograf und heutige VR/IR-DSLR-Knipser
nur aus Sagen und Märchen kennt.........

Schärfe auf den Punkt + höherer Auflösung war der Übergang
gefälliger und das Herausheben bildwichtiger Details einfacher was
so gesehen zu dem anfangs besungenen Mythos beitrug.
 
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ich denke das die Bilder von Mittelformatfotografen mehr rausfallen aus dem heutigem Bilderschrott weil es weniger schlechte Mittelformatfotografen unter dieser Gattung gibt. Wer sich für fast 10 Euro eine Rolle mit 12 Bildern in die Kamera läd, der überlegt schon mehr was er danach tut :eek: das war früher so und ist heute auch so, schaut euch mal ein 8mm Amateurfilm mit einer Laufzeit, ging so glaube ich 3 bis 4 Minuten pro Spule, an, das sind fast immer grosse Meisterwerke, wenn man heute das Material der Videografen beschaut muss man nach 15 Minuten rauslaufen. Das ganze ist natürlich nicht zu veralgemeinern, aber der Trend geht immer mehr zum Datenmüll, scharf, bunt und gross muss das Bild sein :lachen::lachen::lachen::lachen: aber die Schrottpreise steigen (behalt die 500 CM Randie, nicht wegen der Preise von Schrott)
 
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da ich mir überlege auf FX aufzurüsten und mich deshalb wohl oder über von meiner
500 CM trennen müßte.
Du meinst wohl eher "abrüsten" anstat "aufrüsten. FX/24x36mm ist ja schliesslich kleiner als 6x6cm :winkgrin:
Aber weiss schon 'was du meinst :)

Möglicherweise aber arbeitet(e) man damit aber sorgfältiger
und bewußter - bei Offenblende gerne mit Stativ - was so
mancher frühere KB-Fotograf und heutige VR/IR-DSLR-Knipser
nur aus Sagen und Märchen kennt..........
:hehe: :)

Klar, da "sorfältigere arbeiten". Aber das alleine kann's ja auch nicht sein.

Die umstrittene, mathematisch nicht/kaum belegbare, aber subjektiv oft empfundene "plastischere" Wirkung von MF, erkläre ich mir nicht nur aufgrund des grösseren Formats.
Sondern das Seitenverhältnis ist schon mal anders.
So viel mir ist (bitte korrigieren falls falsch) wäre 6x9 jenes MF-Format welches den Seitenverhältnis von KB entspricht.

Auch andere Aspekte wie etwa grössere Abstände zur Hinterlinse (zumindest bei SLR), andere Objekitvrechnungen usw
Ich las auch mal davon (ein Interview in einem Magazin aus den 80ern) das MF-Objektive auch nicht dermassen "hochgezüchtet" seien wie jene für KB, was sich insbesondere auf Vergütung bezog.

Und da 'wär noch etwas, ist aber ohne grafische Darstellung schwer zu erklären :
Sofern nicht Makro in 1:1 oder grösserem Abbildungsmasstab fotografiert wird, wird das Bild quasi komprimiert.
Man stellt sich mal zwei beliebige, auseinanderliegende Punkte innerhalb des Motivs vor rsp man setzt zwei solche Punkte.
Im fertigen Foto haben wir diese Punkte wieder und zwar an selbiger Stelle wie wie sie im Motiv festlegten.
Nun liegen diese beiden Punkte beim grösserem Format weiter auseinander - obschon selbigen Bildauschnitts.
Zwischen diesen Punkten aber hat's logischerwiese mehr Details -. eben der vielumworbene Detailreichtum bei grösseren Formaten.
Dabei geht's jetzt aber nicht einfach um "Auflösung", sondern darum, dass es sich ja bei den allermeisten Motiven um dreidimesionale Motive handelt. D.h. sämtliche Übergange der physischen Wirklichkeit sind fliessend, nicht einfach nur eckig, zweidimensional.
Mh, schwer zu beschreiben.

Für die plastische Wirkung ist das Licht natürlich von entscheidender Bedeutung.
So stellte ich zB schon fest, dass bei diffusem Licht mit MF doch sehr plastisch wirkende Bilder erzielbar sind.
Was nach obig erwähntem auch nur konsequent scheint.
Da ich in meiner Stadt nicht selten die selben Motive unter verschiedenen Bedingungen und verschiedenen Kameras fotografierte, würde ich den "plastischeren Eindruck von MF" mal bestätigen.
Der Umkehrschluss lässt sich aber nicht halten, denn eine plastische Wirkung ist schliesslich auch mit KB und kleiner erzielbar.

Was mir auch schon auffiel : diesbezüglich ist es enorm schwer Formate zu vergleichen, sofern sie nur ein Verhältnis 1:2 haben. Mindestens 1:3 / 3:1 muss das Formatverhältnis betragen, damit sich das in Direktvergleichen auswirkt. Das erklärt auch die Schwierigkeit bei Vergleichen APS-C/DX - FX/24x36; 4,5x6 - 6x6; 6x6 - 4x5'' usw.

Persönlich bin ich der Ansicht, dass sich ein Aufstieg von APS-C/DX auf FX/KB aufgrund der optisch/geometrischen Verhältnisse nicht lohnt, ebenso nicht wie bei anderen 1:2 Verhältnissen. Doch das Verhältnis KB-MF 6x6 beträgt ja mehr als 1:2 . . . :)
 
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Die subjektiv oft empfundene "plastischere" Wirkung

einer Fotografie hängt nach meinem Verständnis nicht zuletzt davon ab, in welchem Maße es ihr bei ihrer Betrachtung gelingt, den Wahrnehmungseindruck "real" (im Unterschied zu "abstrakt") hervorzurufen. Dies ist zum Beispiel auch vom Alter abhängig, das Bereiche des Gerhirns, die für diese Unterscheidung von Bedeutung sind, soweit ich weiß erst mit etwa 17 Jahren voll ausgebildet sind. Deswegen gelingt es auch Kindern in der Regel leichter, in die "Realität" eines Computerspiels oder eines Comics einzutauchen als Erwachsenen.

"Plastizität", also die räumliche Tiefe, entnimmt unser visuelles System einer Vielzahl von "Tiefenkriterien" (siehe weiter unten). Beim Betrachten einer Fotografie bekommt unser visuelles System nun völlig widersprüchliche Tiefenkriterien geliefert:

Die binokularen (beidäugigen) Tiefenkriterien, wie zum Beispiel der Unterschied zwischen den beiden Netzthautbildern, legen zum Beispiel nahe, dass alle auf dem Foto abgebildeten Motivbereiche unterschiedslos 40 cm weit entfernt sind. Die monokularen (einäugigen) Tiefenkriterien, also zum Beipiel das Größenverhältnis zwischen der Zugspitze und einer abgebildeten Person, legen im Widerspruch dazu nahe, dass die Zugspitze ca. 10 km weit entfernt ist und die Person ca. 20 m weit entfernt.

Ob eine Fotografie also eine starke "plastische" Wirkung entfaltet, hängt meines Erachtens ganz maßgeblich davon ab, wie gut es ihr gelingt, unser visuelles System dazu zu verführen, sich auf die monokularen Tiefenkriterien zu verlassen und das Motiv als einen durch den Rahmen eines offenen Fensters betrachteten Ausschnitt aus der "Realität" wahrzunehmen, und nicht als ein flächige - also insofern "abstrakte" - Abbildung.

Insofern wäre bezüglich des MF meines Erachtens die Frage zu klären, ob und aus welchen Gründen diese Verführung unserer räumlichen Wahrnehmung von einem MF-Foto eher befördert werden könnte, als zum Beispiel von einem KB-Foto.

Die monokularen Tiefenkriterien sind die Folgenden:

http://dasgehirn.info/wahrnehmen/sehen/monokulare-tiefenkriterien/

Die gesamten Tiefenkriterien sind diese (Beim Anklicken eines Gliederungspunkts geht es jeweils interaktiv weiter):

http://www.psychologie.uni-heidelberg.de/ae/allg/lehre/wct/w/w6_raum/index.htm
 
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Hallo Pesch, die Ausführlichkeit Deiner Beiträge in Ehren (wenn man Zeit hat, sind sie sehr interessant zu lesen), aber wenn ich jedes Mal vor dem Drücken des Auslösers die gesammelten Kriterien durchgehen müsste, würde ich nicht ein einziges Foto zustande bringen.

Das ist der Punkt, den ich Bauchgefühl nenne. Nein, begründen kann ich das nicht. Ich weiss nur: Der Eine hat's, der Andere nicht. Was einer der Gründe ist, weshalb ich (m)einen Beruf als Berufung sehe und nicht nur als technikverliebten Umgang mit Werkzeugen.
 
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Ich 'knipse' seit ein paar Monaten mit einer FX und diversen Festbrennweiten. In meiner alten Heimat habe ich viele Elektro-Bilder damit gemacht, und mir jetzt mal die Ergebnisse angeschaut.

Die Fotos, die mich am meisten ansprechen, sind die, die ich mit dem 2.5/105 Ai gemacht habe. Selbst bei f=11 ist die Schärfentiefe recht limitiert, und die Schärfe verläuft weich in die Unschärfe.

Das ist wahrscheinlich das, was an MF fasziniert: Die (Normal-)Brennweiten bei MF sind halt länger, und selbst bei f=16 ist selten ein Motiv von vorn bis hinten scharf.

Ich habe hier ein Foto, das ich mit dem 105er gemacht habe.

xuxos_limited_depth.jpg


(Foto nur verkleinert und bewusst nicht geschärft, weil sonst der Effekt weggebügelt wird).

Der Ausschnitt der Szene ist AxB Meter. Das gleiche Motiv mit der Fuji GW 690 III (6x9 cm, also Seitenverhältnis wie KB) und dem 90mm bei gleicher Blende hätte einen weitaus grösseren Ausschnitt der Szene (bei gleichem Standort) gezeigt, mit dem (fast, weil Brennweite etwas kürzer) identischen Schärfeverlauf.

Mit der Nikon und dem 50mm bei gleicher Blende wäre halt alles von vorn bis hinten scharf gewesen.

Ich glaube, die geringere Schärfentiefe und somit klarere Definition des Schärfebereichs, die das Auge des Betrachters auf den Bildwichtigen Part lenkt, ist die 'Magie' des grösseren Formats.

Natürlich kommen noch andere Faktoren hinzu, keine Frage, aber das ist halt etwas, das mir die letzten Tage nach ausführlicher Beschäftigung mit dem 'Radio' aufgefallen ist. :D
 
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... wenn ich jedes Mal vor dem Drücken des Auslösers die gesammelten Kriterien durchgehen müsste, würde ich nicht ein einziges Foto zustande bringen.
Fein, dass Dir das aufgefallen ist.

Warum und in welche Richtung der Schärfeverlauf die "Plastizität" der visuellen Wahrnehmung einer Fotografie beeinflusst, wird übrigens in den von mir in meinem Beitrag #85 verlinkten Erläuterungen zu den monokularen Tiefenkriterien erklärt. Aber - wie Dir ja aufgefallen ist - kann man an einer Steckdose in der Praxis selbstverständlich auch dann einen Staubsauger betreiben, wenn man nicht weiß, "warum", sondern nur "wie".
 
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Die Fotos, die mich am meisten ansprechen, sind die, die ich mit dem 2.5/105 Ai gemacht habe. Selbst bei f=11 ist die Schärfentiefe recht limitiert, und die Schärfe verläuft weich in die Unschärfe.

Ich liebe das 2,5/105er für Portraits/Konzert/Kleinkunst und besitze
beide Pre-AI Versionen (Sonnar und Gauss Typ) ebenfalls auch auf
AI modifiziert da es leicht/lichtstark und traumhaft verarbeitet ist.

Falls Du aber mal einen wirklichen "Blop" erziehlen möchtest - also
eine Person/Objekt "On Location" aus dem Umfeld lösen möchtest
solltest Du einmal das Nikkor H 4,5/300 probieren.
Ein Monster aus Glas und Metall - rattenscharf schon eine Stufe abgeblendet
und Freihand eine wahre Herausforderung.


Mit der angekündigten Nikon DF wären auch alle unmodifizierten
Pre-AI-Optiken wieder im Spiel - ein Traum wenn man das Geld
hat sich diese überteuerte Kamera leisten zu können.
 
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Hallo,

Die umstrittene, mathematisch nicht/kaum belegbare, aber subjektiv oft empfundene "plastischere" Wirkung ...
Einspruch. die "plastische" Wirkung ist (!) umstritten. Nach meiner Erfahrung existiert sie in der Regel nur dann, wenn der Fotograf sie erwartet. Sie scheint mir keine wirkliche Entsprechung im eigentlichen Foto zu haben. Auch den D3x Bildern wurde das mal nachgesagt. Erwartungsgemäß wurde es aber zu diesem Thema sehr ruhig, als 24 MPixel normal wurden.

Mh, schwer zu beschreiben.
Der Effekt lässt sich deshalb nicht beschreiben, weil er nicht existiert. Man kann es drehen und wenden wie man will: Was in dem Bild nicht enthalten ist, kann auch nicht gesehen werden. Die elektronische Datenverarbeitung kennt keine Mystik. Ich kann wirklich gut verstehen, dass das Mittelformat gerne mal mystifiziert und glorifiziert wird, aber indem man versucht mit wissenschaftlichem Vokabular reine Wunschvorstellung zu belegen, tut man der Sache IMO keinen Gefallen.

Für die plastische Wirkung ist das Licht natürlich von entscheidender Bedeutung. [...] Was nach obig erwähntem auch nur konsequent scheint.
Das Licht ist immer entscheidend. Egal welchen Sensor ich mir vor die Nase halte. Es ist problematisch, die eine Hypothese mit einer anderen unbewiesenen Hypothese zu beweisen.

Persönlich bin ich der Ansicht, [...]
damit kann ich leben. Diese Formulierung lässt Raum für eigene Erfahrungen und Meinungen und setzt nicht absolut, was offensichtlich relativ ist. So kann man im Gespräch bleiben.

Ciao
HaPe
 
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Ich fotografiere nicht mehr im analogen Mittelfomat, da es kaum möglich ist, Labore zu finden, die Filme "richtig" entwickeln, und dann auch noch ausdrucken. Daher habe ich meine Rolleiflex 6008 AF wieder verkauft und mir eine Contax 645 mit mittlerweile fünf Objektiven und einem Leaf Aptus 7 II (33 MP) geholt.

In der Werbung für das digitale Mittelformat wird suggeriert, man könne praktisch so fotografieren, wie mit KB-DSLRs. Also habe ich das auch anfangs gemacht. Was dabei herauskam ist praktisch nur Ausschuss. Entweder waren die Fotos unscharf oder verwackelt oder beides. Es ist halt ein Unterschied, nur ein Autofokus-Messfeld zu haben anstelle von 51 und der Möglichkeit das Feld zu verschieben. OK, mit AEL und dem altbekannten "Verschwenken" kriegt man das in den Griff. Was bleibt ist das Verwackelproblem. Der Sensor ist doppelt so groß wie das KB-Format (36x48mm). Offenbar "verwischen die feinen Strukturen", die man damit herausarbeiten kann, wenn man die Kamera nicht sehr ruhig hält (VR gibts natürlich nicht) oder eine Verschlusszeit < 1/250 wählt. Das jedenfalls bei AL. Mit Blitz kann man auch längere Zeiten wählen, da der Blitz die Bewegung "einfriert".

Von der Anmutung der Fotos ist es schon ein Unterschied, ob ich mit der D3x (bei Raw ca. 30 MB) oder eben mit der Contax (bei Raw 67 MB) fotografiere. Jedenfalls sehen die Fotos am 27" iMac plastischer und einfach anders aus. Das Bokeh bei Offenblende ist wesentlich ruhiger, was den Bildern sehr gut tut und bei kleineren Blenden ist die Tiefenschärfe sowie die Tiefenwirkung eine ganz andere.

Schade ist eben, dass bei wenig Licht/AL praktisch nicht aus der Hand fotografiert werden kann und das ganze dadurch unpraktisch wird. Das hatte ich mir durchaus anders vorgestellt. Trotzdem macht es Spaß und ist schlicht wieder so "wie früher", mit völlig anderen Anforderungen, als an die modernen DSLRs.
 
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Schade ist eben, dass bei wenig Licht/AL praktisch nicht aus der Hand fotografiert werden kann und das ganze dadurch unpraktisch wird.

Unpraktisch ist relativ. Ich fotografiere nur mit Stativ, es sei denn, ich kann es aus Gewichtsgründen nicht mit in den Urlaub nehmen.

Ich weiss nur, dass ich mit der D600 auf einem Stativ phänomenal gute Aufnahmen machen kann, die auch wirklich scharf sind, wenn man sie gross ausdruckt. Das kann jedoch auch an meiner Entwicklung liegen - ich war noch nie der 'schnelle Knipser'. Hm, ok, doch, als ich noch sehr, sehr jung war (das ist jetzt über 4 Dekaden her) :fahne:
 
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"Schnell" ist auch relativ. Mir gehts nicht um mehrere Bilder pro Sekunde, aber darum, doch auch mal bei einer AL-Situation mit einer 1/15 oder so ohne Stativ fotografieren zu können, was mit KB locker geht. Das ist mit der Contax ohne Stativ und ein "Objekt", das still hält oder still steht, kaum möglich ohne Verwacklungen.

Wenn es das Motiv verlangt (z. B. Venedig, Piazza San Marco vor Sonnenaufgang) nehme ich natürlich ein Stativ her. Wenn ich aber so durch den Herbstwald gehe möchte ich "vor Sonnenuntergang" fertig werden, was bei dauernder Nutzung eines Stativs eher schwierig ist.
 
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Das mag Einbildung sein
Unsere visuelle Wahrnehmung ist zu einem sehr großen Teil eine Gedächtnisleistung. Daher ist es meines Erachtens überhaupt kein Wunder, dass unterschiedliche Personen mit daher natürlich auch unterschiedlichen Erfahrungshintergründen etc. nicht selten völlig Unterschiedliches sehen. Mit "Einbildung" im Sinne von "falsch" hat das insofern also nichts zu tun. Denn was wir sehen, bilden wir uns streng genommen sowieso immer ein. So funktioniert nun einmal die visuelle Wahrnehmung: Wir bilden uns alle vor dem Hintergrund unser Lebenserfahrung, unserer Kenntnisse, unser Interessen etc. unser jeweils höchstpersönliches Bild der Welt ein. Und das machen wir wohl auch alle ganz "richtig". Denn für unserere Spezies war es ja offensichtlich ein Vorteil, dass ein Jäger sich bei einem identischen distalen Reiz (Bäume, Bär und Gras senden Lichtstrahlen aus) den Inhalt "unser Abendessen" eingebildet hat, und seine Frau den Inhalt "unsere neuen Wintermäntel".

Man kann es drehen und wenden wie man will: Was in dem Bild nicht enthalten ist, kann auch nicht gesehen werden.
Das ist wahr - da tautologisch. Der "Inhalt", den wir "sehen" (mein Sohn beim Rudern in der Ems) ist nämlich per se ein von unserem visuellen System konstruierter. Es gibt also neben dem Inhalt, den wir sehen, nicht noch einen von diesem unterschiedenen "eigentlichen" Inhalt (es sei denn, man hält eine elektromagnetische Wellenfront für einen "Inhalt"). Deshalb ist "subjektive Wahrnehmung" auch streng genommen doppelt gemoppelt.

Der naturwissenschaftlich ermittelbare Zusammenhang zwischen dem jeweiligen distalen Reiz (von einer Fotografie geht eine elektromagnetische Wellenfront aus) und dem jeweils gesehenen Inhalt (Einstein streckt die Zunge heraus) ist daher auch Gegenstand der Humanwissenschaften (Psychologie, Anatomie, Neurologie etc.) - also selbstverständlich nicht der "Mystik".

Dass also unterschiedliche Personen die "Plastizität" von MF-Fotos wohl unterschiedlich wahrnehmen, ist also ja gar nicht zu bestreiten, denn sonst gäbe es darüber ja keine Kontroverse.

Warum sie sie unterschiedlich wahrnehmen, bedarf also - bei Interesse - einer naturwissenschaftlichen Klärung.
 
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Hallo Pesch,

ist daher auch Gegenstand der Humanwissenschaften (Psychologie, Anatomie, Neurologie etc.) - also selbstverständlich nicht der "Mystik".
genau so ist es. Und eben jene Humanwissenschaften sagen uns auch, dass erstaunlicherweise nur etwa 10 bis 20% unserer optischen Empfindungen durch externe Reize (über die Augen) induziert werden und 80 bis 90% von der Erwartungshaltungen herrühren, die schon vor dem beobachteten Ereignis in unserem Kopf vorhanden waren. Der Großteil unserer Beobachtungen sind also nicht neutrale Fakten, sondern Stimulationen komplexer, interner Schemata, die wir uns im Laufe des Lebens (und wohl auch der Evolution) angelegt haben. Das ist der Grund, der der Gilde der Zauberkünstler eine Existenzgrundlage gibt, das ist der Grund, warum Träume so real wie Ereignisse im Wachzustand sein können und deshalb "sehen" gerne mal zehn Zeugen bei einer Polizeivernehmung zehn unterschiedliche Sachverhalte.

Wenn wir uns also hinreichend lange und (für uns) plausibel konditionieren, dass MF-Bilder plastisch sind, dann sind sie irgend wann tatsächlich plastisch. Eine objektiv Messgröße in den Bildern braucht es dazu nicht und deshalb finden wir auch so schwer Worte dafür. Das gleiche wäre theoretisch auch für iPhone-Bilder möglich, nur stellt dann die Plausibilität die höhere Hürde für uns dar.

Ciao
HaPe
 
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Und eben jene Humanwissenschaften sagen uns auch, dass erstaunlicherweise nur etwa 10 bis 20% unserer optischen Empfindungen durch externe Reize (über die Augen) induziert werden und 80 bis 90% von der Erwartungshaltungen herrühren, die schon vor dem beobachteten Ereignis in unserem Kopf vorhanden waren. Der Großteil unserer Beobachtungen sind also nicht neutrale Fakten, sondern Stimulationen komplexer, interner Schemata, die wir uns im Laufe des Lebens (und wohl auch der Evolution) angelegt haben. Das ist der Grund, der der Gilde der Zauberkünstler eine Existenzgrundlage gibt, das ist der Grund, warum Träume so real wie Ereignisse im Wachzustand sein können und deshalb "sehen" gerne mal zehn Zeugen bei einer Polizeivernehmung zehn unterschiedliche Sachverhalte.
So ist es - zumindest wenn man "Erwartungshaltung" nicht allein im Sinne von "Gewünschtes", sondern auch im Sinne von "Erinnertes" (so sieht meine Mutter aus, so mein Schreibtisch etc.) versteht.

Wenn wir uns also hinreichend lange und (für uns) plausibel konditionieren, dass MF-Bilder plastisch sind, dann sind sie irgendwann tatsächlich plastisch. Eine objektiv Messgröße in den Bildern braucht es dazu nicht

Der Übergang vom ersten Satz zum zweiten ist meines Erachtens ein klein wenig "erschwindelt". Denn die von Dir geschilderte Konditionierung ist ja nur einer von vielen vorstellbaren Gründen für die Wahrnehmung "plastisch". Und aus einer Möglichkeit ergibt sich - selbst wenn ihre Wahrscheinlichkeit bei 80 oder 90 % liegen sollte - nicht schon auch gleich eine Notwendigkeit.

Vom Grundsatz her ist es also meines Erachtens nur allein deswegen, weil es an solch einer Konditionierung liegen kann, nicht auszuschließen, dass der unterschiedliche Wahrnehmungseindruck auch andere Gründe haben kann, wie zum Beispiel auch messtechnisch ermittelbare Unterschiede der jeweiligen distalen Reize "MF-Foto" und "KB-Foto".

Das könnte - jenseits persönlicher Spekulationen - meines Erachtens eine entsprechende Studie klären. Vom Grundsatz her müssten die Probanden in einer Studie nur darüber im Unklaren gelassen werden, ob sie ein MF-Foto oder ein KB-Foto betrachten. Ergäbe sich dann, dass eine statistisch signifikante Mehrzahl von Probanden die MF-Fotos "plastischer" findet, dann könnte man aus meiner Sicht eine entsprechende Erwartungshaltung ja schon als Grund dafür ausschließen.
 
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... deshalb "sehen" gerne mal zehn Zeugen bei einer Polizeivernehmung zehn unterschiedliche Sachverhalte. ...

Das hat (auch) noch andere Gründe : "Fragen" enthalten oft eine beabsichtigte, oder auch unbeabsichtigte Putativbehauptung. Z.B. Zeuge sagt, habe Person im Dunklen gesehen, wird gefragt, welche Kleidung hatte der Mann ? - Kann auch eine Frau gewesen sein.

Oder Zeugen wollen nur weg, weil Vernehmungen lästig sind und erzählen das, von dem sie meinen, dass es erwartet wird, oder haben Probleme mit der eigenen Vergangenheit ...

Führt zu weit hier - Vernehmungen sind hier kein gutes Beispiel.
 
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Hallo,

Das könnte - jenseits persönlicher Spekulationen - meines Erachtens nur eine entsprechende Studie klären.
das wäre aus wissenschaftlicher Sicht die übliche und korrekte Vorgehensweise. Ich weiß aber nicht, ob jeder eher künstlerisch orientierte Fotograf den wissenschaftlichen Ansatz als Entscheidungsinstanz akzeptieren würde.

Ciao
HaPe
 
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Nach meiner Erfahrung existiert sie in der Regel nur dann, wenn der Fotograf sie erwartet.
Das kann ich nicht bestätigen.
Mir persönlich geschah es immer wieder, dass ich erst nach der Entwicklung davon überascht war.

Der Effekt lässt sich deshalb nicht beschreiben, weil er nicht existiert. Man kann es drehen und wenden wie man will: Was in dem Bild nicht enthalten ist, kann auch nicht gesehen werden.
Mh, das Problem ist halt einfach, dass man sich zu sehr auf die Zweidimensionalität der Vergleichsbilder beschränkt.
Aber die Tatsache, dass bereits Kameras und Objektive andere Ausmasse mit sich bringen, wird dabei kaum erwähnt. Die Schwierigkeit liegt eher darin, generelle Aussagen zu treffen, da Kameras und besonders jedes Objektiv wieder anders ist.

Ein grösseres Format zeichnet nun mal mehr vom Motiv auf - wie erwähnt auch bei gleichem Bildausschnitt.
Und dieser gleiche Bildausschnitt ist eben relevant. Nicht Bildausschnitte die zur Verbildlichung einfach aus einem Foto genereiert werden.
Denn natürlich - wenn man aus einem 6x6 Foto den Bildausschnitt eines KB Fotos macht, verlieren sich diese Eigenschaften wieder.

Ich beziehe diese Dinge in erster Linie auf analog.
Digital verhält sich diesbezüglich etwas anders, weil die einzelnen Bildpunkte keine feste, physische Grösse haben - alleinig aufgrund dessen, dass die Sensorinformationen elektronsich verarbeitet werden.
 
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So ist es - zumindest wenn man "Erwartungshaltung" nicht allen im Sinne von "Gewünschtes", sondern auch im Sinne von "Erinnertes" (so sieht meine Mutter aus, so mein Schreibtisch etc.) versteht. ...

Allein die Worte "Mutter", oder "Schreibtisch" haben deutbare Unterschiede, je nachdem, wo, durch wen, ... jemand sozialisiert ist (Strukturalismus, z.B. Lacan) - schwieriges Thema.
 
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