Die Reisenden
Die Lehrer an der DST durften maximal 5 Jahre bleiben, dann mussten sie als deutsche Beamte wieder zurück in das Land, das sie entsandt hatte. Dies führte dazu, dass jedes Jahr Lehrer gingen und neue kamen. Wir waren im Frühjahr 1975 seit 1 ¾ Jahren im Iran, hatten schon eine abenteuerliche Reise nach Afghanistan im Sommer 1974
Familienurlaub in Afghanistan? Unmöglich, ja. Seit dem Militärputsch 1978 bzw. dem Einmarsch der Sowjettruppen im Dezember 1979 nicht zu verantworten. In den Jahren zuvor jedoch war das "Land am Hindukusch", wie man sehr unscharf hierzulande spätestens seit Peter Struck sagt, Traumziel der...
hinter uns sowie eine längere und mehrere kürzere Fahrten innerhalb des Landes. Meine Eltern waren noch keine „alten Hasen“, aber eben auch keine Frischlinge mehr und für die Reise zu Nouruz 1975 schlossen sich uns auch echte Neulinge an. Da war der Junggeselle mit seinem goldenen VW Käfer, mein (damals neuer) Klassen-, Sport- und Englischlehrer mit Frau und Kind im gelben Ford Transit, eine neu angekommene Familie im Bulli mit zwei kleinen Kindern sowie eine weitere Familie, die schon ein Jahr vor uns im Iran ankam. Also ein Familienurlaub mit vielen Kindern, insgesamt waren es acht. Meine drei Schwestern und ich waren mit 7 bis 11 Jahren die ältesten. Anders als im Jahr davor waren auch die beiden kleineren Geschwister dabei.
Wie üblich gibt es hin und wieder grisselige, unscharfe Fotos, die insbesondere meine älteste Schwester und ich mit der Kodak Instamatic schossen. Ich bearbeite sie auch nicht groß sondern lasse sie so grottig wie sie sind.
Also ein Familienurlaub. Oder ein Badeurlaub? Schließlich sollte es wieder an den Persischen Golf gehen, wo man, anders als am Kaspischen Meer, im März gut baden kann. Man kann es als Problem sehen, dass zwischen der Hauptstadt des Iran und dem Meer ca. 1.200 km teils ziemlich unwegsame Straßen liegen (bzw. lagen, denn heute gibt es natürlich auch Schnellstraßen). Oder man sieht es als Reiz und klappert unterwegs Sehenswürdigkeiten in wüstenähnlichen Gegenden ab, fährt teils abenteuerliche Pisten und verlängert so die einfache Strecke auf knapp 1.700 km..
Unsere Gefährte
Unser Auto, der VW 412 Variant, hatte insbesondere in Afghanistan heftig gelitten. Mehrmals streikte dort der luftgekühlte Boxermotor aufgrund von Hitze, aber gravierender war der Kupplungsschaden, mitten in den Bergen des Koh-i Baba. Nachdem wir, nach der „Reparatur“ in Kabul, mit drei funktionierenden Gängen (der 2. wollte nicht) die knapp 2.000 km über teils sehr gebirgige Strecken zurück nach Hause fuhren, bekam er in Tehran eine neue Kupplung, brachte uns in glühender Hitze nach Kashan, Naein und Isfahan (Fotos davon vielleicht mal an anderer Stelle), kutschierte uns im Winter (mit Spikes-Reifen, die damals gängig waren) oft über Eis und Schnee zum über 3.000 m hoch gelegenen Parkplatz im Skigebiet Dezin und erwies sich somit als recht belastbar. Der Zeltanhänger war schon ziemlich mitgenommen, fiel aber noch nicht auseinander. Wir waren, wie bei unserer Reise von Deutschland nach Tehran, zu sechst unterwegs. Es war also sowohl im Auto als auch im Zeltanhänger kuschelig.
Die Route
rot: Route 1974, blau: Route 1975 (die Rückfahrt spielt hier keine Rolle, denn es ging einfach schnell zurück)