Wüstenarchitektur, viele Kinder und schweigende Türme - Reise im Iran 1975

Die Freitagsmoschee ist das das bedeutendste Bauwerk der Stadt. Sie wurde auf einem Vorbau, der aus dem 12. Jh. stammt im, 14 Jh. errichtet. Die Minarette stammen aus kadscharischer Zeit, dem 19. Jahrhundert. Die Moschee gilt als das besterhaltene iranische Bauwerk des 14. Jahrhunderts. Sie beinhaltet eine umfangreiche Verzierung mit aufwendig gestalteten und vielfarbigen glasierten Fliesen im Innenbereich und schönen Stuckarbeiten innen wie außen.


full



Heutzutage wird der Verkehr weit außen herum geführt. Man sieht aus dieser Perspektive keine Autos mehr, dafür einen schön mit Arkaden gestalteten Platz.


full


In unmittelbarer Nähe befindet sich das Grabmal von Sayed Ruin ad-Din, eines Klerikers des 14. Jahrhunderts.
Dieses Foto hatte ich ursprünglich einem anderen Ort zugeordnet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kommentar
Anzeigen

In der näheren Umgebung von Yazd findet man weite mit Sanddünen bedeckte Flächen.


full



full




full


Die Versuche, die Wanderungen der Dünen zu beeinflussen wirken recht hilflos.


full



full


Für uns Kinder ein Paradies. Leider (aus unserer Sicht) verbrachten wir dort nur eine Nacht.


full


Die Eltern mussten uns zuliebe immer ganz nah ranfahren, was nicht immer problemlos war.


full


Eine aufgegebene Zisterne. Die Windtürme dienten der Kühlung des Wassers. Zisternen in dieser Bauweise sind auch heute noch zu hunderten in Betrieb.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kommentar
Auf dem weiteren Weg nach Kerman sah die Gegend überwiegend so aus:

full


Flach, kahl, steinig, immer mal wieder Lehmbauten (bei denen man sich fragt: Von was leben deren Bewohner?) und im Hintergrund hohe, um diese Jahreszeit teilweise noch mit Schnee überzuckerte Berge.

Kommt man in höhere Lagen, wird der Schnee mehr und die Landschaft grüner.

full
 
Kommentar
Von Yazd nach Kerman ist es eine volle Tagesreise, jedenfalls mit den damaligen Fahrzeugen und Straßen. Kerman gehört zu den wichtigsten Städten des Iran und hat ein extremes Klima: Im Sommer heiß, im Winter aufgrund der Höhenlage von ca. 1750 m oft bitterkalt. Wir besuchten den Gandj-Ali Khan-Komplex, ein Gebäudeensemble aus safawidischer Zeit.

Gandj Ali Khan war Governeur der Provinz Kerman und der angrenzenden Provinzen Sistan und Baluchistan und regierte in Kerman von 1596 bis 1621. Der Komplex gliedert sich in mehrere einzelne Bauwerke, die optisch ein homogenes Ganzes ergeben. Das zentrale Element ist der Platz, an den sich der Bazar, eine Karawanserei und ein Hammam anschließen. Der Platz ist fast fußballfeldgroß und erinnert (zumindest heute) durchaus an den Naqsh-e Jahan in Isfahan, obwohl dieser um ein Vielfaches größer ist. Der Bazar ist auf etwa 750 m überdacht und bietet alles, was man zum täglichen Leben benötigt.


full


Weil zu unserer Zeit viele Gebäude nicht in gutem Zustand waren gibt es nur wenige Fotos.



full


Heute, nach einer sehr umfassenden Renovierung, ist dieser Komplex die touristische Hauptattraktion von Kerman. Man kann von sowas heutzutage sowieso sehr viel bessere Fotos machen als damals. Daher ist es wohl mehr ein Glücksfall, dass es meinen Eltern sehr viel mehr als die Mauern und Kuppeln eine Gruppe von Müttern mit ihren Kindern angetan hat, die sich auf dem zentralen Platz aufhielten.
 
Kommentar
In Mahan, wenige Kilometer südöstlich von Kerman, befindet sich eine bedeutende Pilgerstätte: das Mausoleum des Dichters, Gelehrten und Gründers des schiitischen Sufi-Ordens, Ni'matollah-e Vali. Die Grundsubstanz des Baus datiert aus dem Jahr 1436, die Kuppel ist von 1601, die Kadscharen haben im 19. Jahrhundert die markanten Minarette hinzugefügt. Leider finde ich nur zwei Fotos dieser auch touristisch bedeutenden Stätte.

full




full



Vielleicht haben meine Eltern sich die Filme auch für das kommende Highlight dieser Reise aufgespart. Bam.

 
Zuletzt bearbeitet:
Kommentar
Arg-e Bam, größter Lehmziegelbau der Welt

Die Zitadelle Arg-e Bam (Festung von Bam) wurde vermutlich zwischen dem 6. und 4. Jahrhundert v. Chr. von den Sassaniden gegründet und schon 642 von den Arabern besetzt. Bereits seit dem 7. Jahrhundert war die Stadt ein bedeutendes Zentrum der Textilherstellung sowie des Handels an einer Route der Seidenstraße. Als befestigter Grenzposten wurde die Stadt häufig von Paschtunen und Balutschen angegriffen. Im 18. Jahrhundert unterlag hier mit Lot Ali Khan der letzter Schah Persiens aus der Zand-Dynastie und verlor damit sein Reich an die aus Aserbeidjan stammenden Kadscharen. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die ummauerte Stadt verlassen und in unmittelbarer Nähe das heutige Bam gegründet.


full




full

 
Zuletzt bearbeitet:
Kommentar
Die historische Festung aus verputzten Lehmziegeln diente bis Anfang des 20. Jahrhunderts als Militärlager. Kurz nach unserem Besuch wurde dort der etwas eigenartige, phasenweise kafkaeske Spielfilm "Die Tartarenwüste" nach dem Roman von Dino Buzzati mit internationaler Starbesetzung (u.a. Max von Sydow, Jean-Louis Trintignant, Helmut Griem) gedreht.


full



full



full



full




full



full

Das neue Bam (das wir nur für einen Einkauf besuchten) wurde am 26. Dezember 2003 von einem Erdbeben mit der Stärke 6,6 zu 70 % zerstört. Ca. 30000 Menschen verloren dabei ihr Leben. Ein weiteres Erdbeben am 21. Juli 2004 mit einer Stärke von 4,2 zerstörte die nach dem ersten Beben errichteten Häuser nahezu vollständig. Die Zitadelle wurde natürlich ebenfalls völlig zerstört.

Bei der Auswertung von Bildern zur Erdbebenkatastrophe wurden zu diesem Zeitpunkt unentdeckte Ghanate (Frischwasserkanäle) sowie Mauerfundamente, die bis in die Zeit um 2500 v. Chr. zurückreichen, entdeckt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kommentar

full



full


Die UNESCO nahm die Zitadelle 2004 auf die Liste des Weltkulturerbes auf und gleichzeitig auf die Rote Liste. In den letzten Jahren wurde Bam umfassend renoviert und ist definitiv wieder einen Besuch wert.
 
Kommentar


In unmittelbarer Nähe konnten wir beobachten, wie Lehmziegel hergestellt werden. Wie vor hunderten von Jahren.


full




full




full

 
5 Kommentare
jazzmasterphoto
jazzmasterphoto kommentierte
.
Die Größe der Ziegeln ist übrigens seit Jahrtausenden weltweit gleich.
Das hat was mit Handgriffigkeit und Seitenverhältnissen zu tun.
Was man in Bild #1 sieht, ist das sog. Handstreichverfahren …
Wird bis heute für spezielle Ziegel genutzt, ebenso wie alte Verfahren
zum Brennen wie Ringbrandöfen.

Bevor jetzt wer fragt: Der Jazzmaster ist auch ein Brickmaster … :cool:
.
 
svantevit
svantevit kommentierte
Eine Frage sei mir gestattet,
wie verhalten sich die Ziegelbauwerke bei Regen? Falls es Regen gibt.
Saugen sie auf? Oder prallt alles ab? Kühlen sie bei Verdunstung?
 
jazzmasterphoto
jazzmasterphoto kommentierte


Da gucken wir doch einfach mal hier:lupe:
Kurzfassung: Bei Starkregen werden sie Masche.
.
 
Georgie1956
Georgie1956 kommentierte


Kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen (Reisen bildet). Ich war in Marokko in einem ganz modernen Hotel untergebracht, dass komplett aus Lehmziegeln und Lehmputz gebaut wurde. Bei Ankunft war der Lehmputz außen noch tadellos in Ordnung. In der Nacht gab es heftige Regenfälle, die dem Lehmputz deutlich geschadet haben. Morgens konnte man breite und tiefe Rillen im Putz erkennen.
 
Lydian
Lydian kommentierte
Im Irran, und natürlich nicht nur dort, sieht man sehr viele verlassene Lehmbauten. Sassanidische und seldschukische Festungen, safawidische Karawansereien (nach einer Legende ließ Schah Abbas I. 999 dieser Unterkünfte in seinem Reich anlegen), Dörfer, Ställe. Sie wurden aus dem erbaut was man vorfand und sie werden nach und nach wieder zu dem was sie einmal waren.
Wird ein Lehmbau genutzt, muss er nach jedem starken Regen gepflegt werden. In diesen Regionen gibt es natürlich auch weniger Regen, welcher auch noch in recht kleinen Zeitfenstern (im Iran vorwiegend im Frühjahr) fällt. Allerdings gerät dieser Rhythmus im Zuge des Klimawandels mehr und mehr aus dem Gleichgewicht.
 
Die nächste Etappe war mal wieder eine der Marke "Wie kamen wir bloß auf diese Idee?!?" Es ging von Bam nach Minab. Es wurden Einheimische befragt, wie man am besten nach Minab, dieser auch für Iraner exotischen Stadt kurz vor dem Persischen Golf, käme. Wenn man vernünftig ist, erreicht man Minab über auch damals schon passabel ausgebaute Straßen via Bandar Abbas, die große Hafenmetropole. Das hätte aber einen zweitägigen Umweg bedeutet. Beim Blick auf unsere Fahrzeuge, keines von ihnen wirklich geländetauglich, rieten alle vom direkten Weg ab. Wir fuhren trotzdem. "Graadselääd", sagt bei solcher Gelegenheit der Pfälzer, also in etwa "jetzt erst recht". Am ganz frühen Morgen ging es im Konvoi los. Die Strecke heute lt. Google Maps:

full


Über 370 km, kein Meter Asphalt, dafür über 3000 Höhen- und 4000 Tiefenmeter. Die Strecke folgte anfangs abschnittsweise einem Flussbett, das meist ausgetrocknet ist, im Frühjahr jedoch etwas Wasser führt.

full


Die erste Reifenpanne ließ nicht lange auf sich warten. An unserer Kleidung erkennt man, dass es am frühen Morgen nicht warm war.​
 
Zuletzt bearbeitet:
Kommentar
Gegen Mittag erreichten wir eine Oase mit einem kleinen Dorf.

full




full




full




full

Am Fluss waren viele Frauen und Kinder damit beschäftigt, Wäsche und Geschirr zu waschen. Der Spaß kam dabei aber nicht zu kurz, sie haben sich auch im Wasser vergnügt. Sie waren gerne bereit, sich fotografieren zu lassen, zeigten keinerlei Scheu (anders als viele Frauen später in Minab) und waren allgemein sehr gut gelaunt. Eine geregelte Verständigung war leider nicht möglich, da diese Leute kein Farsi sprachen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kommentar
Es handelte sich um die Ethnie der Bashkardi. Ihre Sprache gilt als Dialekt von Balutschi, der Sprache der benachbarten Balutschen, die im Südosten des Iran, im Südwesten Pakistans und im Süden Afghanistans leben.

full


Diese Karte zeigt die unglaubliche Vielfalt der Völker und Sprachen des Iran.
PS: Die weißen Flächen zeigen unbewohnte Gegenden.​
 
Zuletzt bearbeitet:
Kommentar
Einschub

Üblicherweise stelle ich zunächst eine Reportage auf dieser Plattform fertig und gestalte danach das Buch. Diesmal muss ich es anders herum machen, weil ich am kommenden Wochenende beim Treffen der Freunde der Deutschen Schule Teheran, das alle zwei Jahre stattfindet, einer lieben Person, die damals mit uns reiste, eine kleine Freude machen möchte. Das Buch habe ich heute bei Saal-Digital hochgeladen. Ich hoffe, es kommt rechtzeitig.

Im Zuge der Beschäftigung mit den Fotos dieser Reise überraschten mich einige Aufnahmen aus Minab, einer größeren Stadt knapp nördlich der Küste des Persischen Golfs. Man könnte manche Bilder fast in Zentralafrika verorten. Bei Recherchen stieß ich auf die "Afro-Iraner" und die Arbeit des iranisch-stämmigen, in Deutschland lebenden Fotografen Mahdi Ehsaei. Er hat im Jahr 2015 einen Fotoband zu diesem Thema erarbeitet und beim Verlag Kehrer publiziert. Inzwischen ist die 2. Auflage erhältlich.


 
Zuletzt bearbeitet:
Kommentar
Die Kleinstadt Minab knapp nördlich der Küste des Persischen Golfes war ein wesentliches Ziel unserer Reise. Genauer gesagt: der dortige "Panjshambe Bazar", der Donnerstagsbasar. Wöchentlich findet hier ein Markt statt, der heutzutage auch in Programme von Reiseveranstaltern Eingang gefunden hat. Attraktion dieses Marktes ist zum einen die bunte und vielfältige Bevölkerung der Stadt, insbesondere aber die Marktfrauen, die oft die nur in dieser Gegend üblichen "Borkeh-Masken" tragen. Die Masken kamen vor etwa 500 Jahren in Mode und gehen angeblich auf einen modischen Sonnenschutz zurück, den damals portugiesische Frauen trugen. Die Portugiesen beherrschten diese Region, die an einer wichtigen Handelsroute (Straße von Hormuz) lag, von 1507 bis zur Rückeroberung durch Schah Abbas im Jahr 1617. Ihm zu Ehren heißt die größte Stadt an der Straße von Hormuz seither Bandar Abbas, zu deutsch "Hafen des Abbas".

full

Meine Eltern haben intensive Erinnerungen an diesen Basar. Die Atmosphäre war (auch für uns) sehr exotisch, die Fotomotive exorbitant, die Stimmung jedoch den Fotografen gegenüber nicht sehr freundlich. Als Kind habe ich andere Erinnerungen, eigentlich weiß ich nur noch, dass ich sehr enttäuscht war, denn von einem schönen iranischen Basar, wie wir ihn aus Kashan, Isfahan, Shiraz, Yazd etc. kannten und sehr liebten, war das meilenweit entfernt.

full

Nur wenige Frauen waren bereit, sich fotografieren zu lassen. Die Masken, ursprünglich ein modisches Accessoire, wurden im Lauf der Jahrhunderte pseudoreligiös verbrämt wie man es auch mit dem Niqab, dem Tschador und der Burka machte (alles ursprünglich Kleidungsstücke zum Schutz gegen heiße Wüstenwinde, Sonne und Sand). Es heißt, diese Masken tragen die Frauen, wenn sie ohne männliche Begleitung das Haus verlassen. Angeblich haben auch die Farben eine Bedeutung und weisen auf die Konfession und den Familienstand hin.

Heutzutage allerdings hat man das touristische Potential erkannt. Nicht wenige Frauen lassen sich bereitwillig fotografieren und verkaufen Masken an die Touristen.
 
Kommentar
-Anzeige-
Zurück
Oben Unten