Hmmm... Also wenn man wirklich beides machen möchte "Filmen und Fotos knipsen", ist das doch eigentlich kein Problem. Urlaubsfilme sind ja keine Dokumentationen mit Stativ und Kommentator im Hintergrund. Wenn man sich von anderen die Filme anschaut, haben die alle etwas von "Found Footage Filmchen" wo halt etwas gewackelt oder herangezoomt wird.
Bei Fotos ist es diese Spontanität. Das Portrait hat man quasi schon im Kopf und man versucht dieses irgendwie mit seiner Kamera einzufangen. Wenn man aber 4000 Bilder knipst und 200 davon sind gut, dann haste aber für´s fotografieren wenig Geduld und die Frage lautet "Wie hast du fotografiert"? Wir waren letztes Jahr in Wuppertal im Zoo und da lief vor uns ein Pärchen. Jeder hatte eine DSLR in der Hand. Die haben einfach drauf los geknipst, da konnte ich mir direkt denken, das beide ihre Kamera vorher auf Automatik gestellt haben, damit man bloß nichts mehr machen muss. Ja aber dafür habe ich mein Handy, denke ich mir. Wenn ich richtig gute Bilder haben möchte, dann überlege ich mir natürlich vorher, was ich für ein Objektiv benutze und sollten es schöne CloseUp´s mit krasser Tiefenunschärfe sein, dann nehme ich ein schönes Zoom Objektiv mit, was mindestens 300mm Brennweite hat.
Möchte ich ein schönes Bokeh, oder doch lieber mehr Schärfe und wenig Tiefe... Das ist aber ein Automatismus, was man halt schon im Blut hat, wenn man fotografieren geht. Geh mit deiner Kamera raus, mach einen Spaziergang durch den Wald und fotografiere z.B. mit Verschlußzeit Automatik für den Anfang. Bestimme die Lichtstärke und probiere mal etwas aus. Mir ist auch aufgefallen wenn ich mit anderen fotografieren gehe, das fast niemand weiß, was die Unterschiede zwischen f/5.6 oder f/1.8 sind. Und wofür benötigt man verschiedene Lichtstärken etc. wird dann gefragt. Als ich damals meine erste DSLR bekommen habe, wusste ich das alles schon vorher aus Büchern. Und das schöne ist ja, wenn man es live ausprobieren kann mit der Lichtstärke zu spielen. Irgendwann kommt´s aus dem Handgelenk, aber dafür muss man sich etwas Zeit nehmen und vorallem wissen, was man da eingestellt hat und wie soll das Foto am Ende aussehen. Alleine was man schon in den AF Einstellungen machen kann, beeinflusst am Ende das Resultat, ob es ein bewegliches Ziel oder nur ein Gebäude ist. Wenn ich mit meiner kleinen Fotogruppe zusammen irgendwo Fotos mache und jemand sagt "Meine Bilder werden einfach nichts, warum nur?" und ich beobachte, was er da tut, dann lege ich schon immer meine Hände aufs Gesicht. Aber eine kurze Erklärung mit einem Blatt Papier und einer Stecknadel, und schon bekommt man ein "wooow, ok!". Zack und es läuft
Beim Filmen ist es nichts anderes. Ich hatte auch meine Schwierigkeiten und wusste einfach nicht, warum die Kamera da so ein rotz aufgenommen hat. Aber danach bin ich ein paar Tage vor unserem Ausflug einmal mal raus in den Wald gefahren und hab den Filmmodus getestet... so lange, bis ich genau wusste, was ich einstellen muss. Btw hatte ich vor ein paar Wochen auch ein Thread hier aufgemacht mit "Das richtige Objektiv für Filme", wobei ich das Problem hatte RC Helikopter vernünftig aufzunehmen. Wollte mir schon beinahe einen Camcorder kaufen, obwohl ich eine Z9 in der Hand halte. Dafür habe ich mir jetzt von SmallRig ein paar coole Komponenten gekauft, was wirklich richtig spaß macht.
Dem würde ich heutzutage widersprechen: Wenn die Bewegung nicht aus dem Motiv selbst kommt, brauche ich kein Video, sondern es reicht ein Foto.
In den 90ern, also in meiner Jugend, war ich oft auch mit der Videokamera unterwegs, auch auf Städtetouren, und ich habe geschwenkt, gezoomt, oft beides gleichzeitig, bis einem beim Zuschauen schwindlig wurde und man nicht wußte, was genau ich denn eigentlich filmen wollte.
Das Folgende ist meine Sicht heute etwa bei Städtetouren (bei Action, wo die Bewegung das Hauptthema ist, mag der Ansatz anders sein):
Kamera stillhalten auf den Bildausschnitt, den ich so in der Art auch fotografisch interessant finde. Bei Städtetouren kommt die Bewegung dann durch Passanten, Autos, Schiffe, Bewegung im Wasser etc. Auf die Art kann man zwischen die Clips "mit Bewegung im Bild" auch immer wieder "gefilmte Standbilder" einfügen, also Kamera stillhalten auf das Motiv (etwa ein Gebäude oder einen Straßenzug), auch wenn mal keine nennenswerte Bewegung dabei ist (ein paar Blätter zB, flattern immer...). Und natürlich kann man auch mal schwenken, an einem großen Gebäude lang zB., aber langsam und gezielt, da wo man sonst ein Weitwinkel für die Totale nutzen würde.
Wichtig aber: Ruhe bei der Kameraführung!
Und: Mal nur Originalton für die Athmo nehmen, keine Musik (bei Action mit schnellen Schritten auf die Rhythmik wie gesagt potentiell anders...). Ich empfehle, deutlich länger zu filmen als die Szene hinterher im fertigen Video gezeigt wird, um den O-Ton vor Ort einzufangen (oder separaten Audiorekorder parallel laufen zu lassen). Im fertigen Video kann ich, sofern die Schallquelle nicht offensichtlich im Bild ist, dann aus dem längeren Audiotrack die Passage nehmen, die am interessantesten klingt. Den Ton der einzelnen Clips überblende ich dann, heißt man hört den Ton der nächsten Szene schon, bevor man sie sieht. Auf die Art entsteht "akustische Bewegung", die man nicht unterschätzen sollte, die dann eben auch ruhige Clips ohne viel Bewegung interessant macht. Die Audio-Athmo erzeugt eine ganz eigene, weitere Dimension, die Bilder für sich so nicht hinkriegen...