Wüstenarchitektur, viele Kinder und schweigende Türme - Reise im Iran 1975

full



full



full



full


 
Kommentar
Anzeigen
Am überraschendsten für viele ist sicher der starke afrikanische Einfluss auf die Bevölkerung. Die Iraner afrikanischer Herkunft sind zum Großteil Nachfahren von Sklaven, die über Jahrhunderte lang in Persien eingesetzt wurden, aber auch von Seeleuten und Handwerkern. Heute tragen sie iranische Namen und leben in den Provinzen Hormozgan, Sistan und Baluchistan und Khuzestan teils vermischt mit anderen Bewohnern der Golf-Region, teils in eigenen Communities.


full


„Eine markante Verschiedenheit in der Kultur der Afro-Iraner vom Rest der Golfbevölkerung gibt es nicht. Vielmehr hat die Präsenz der Afro-Iraner am Persischen Golf die Kultur der Bandaris insgesamt beeinflusst“, meint der Fotograf Mahdi Ehsaei. "So wird etwa in den Klagegesängen der Aschura-Prozessionen von Bandar Abbas häufig mit afrikanischen Rhythmen des Martyriums von Imam Hossein gedacht. Aber auch importierte afrikanische Traditionen wie der „Zar“-Kult, eine Art volkstümlicher Exorzismus, werden bis heute praktiziert und auch von ethnischen Iranern besucht."


full


Die Geschichte der Sklaven am Persischen Golf reicht bis in die vor-islamische Zeit zurück. Eine bedeutende wirtschaftliche Dimension bekam der Sklavenhandel jedoch erst ab dem 16. Jahrhundert, als die europäischen Handelsaktivitäten am persischen Golf massiv zunahmen. Mit der Etablierung neuer Seerouten entwickelte sich Bandar Abbas zu einer bedeutenden Hafenstadt. Das gestiegene Handelsvolumen führte zu einer hohen Nachfrage nach Arbeitskräften und Sklaven. Die meisten Sklaven erreichten Persien unter den Kadjaren im 19. Jahrhundert. Sie konvertierten zum Islam und wurden schnell zu einem Teil der einheimischen Bevölkerung. Sie wurden zur Kadjaren-Zeit im ganzen Reich beschäftigt – auf Baustellen, in Palästen oder als Hausangestellte.

Die Abschaffung der Sklaverei im Iran wurde in der Konstitutionellen Revolution von 1906 beschlossen, jedoch erst im Jahr 1928 unter der Pahlavi-Dynastie durchgesetzt. Nach ihrer Emanzipation siedelten sich die Afro-Iraner überwiegend am Persischen Golf an. Generationen später sind sie aus der Bandari-Kultur (benannt nach dem Wort "Bandar" für Hafen) nicht mehr wegzudenken.


full

Die Informationen und auch Formulierungen zu diesem Thema habe ich zum großen Teil von dieser Seite:
https://iranjournal.org/gesellschaft/afro-iraner
 
Zuletzt bearbeitet:
Kommentar
Man würde sich viel Zeit wünschen, um zunächst möglichst etwas Vertrauen der Frauen zu finden und dann in Ruhe fotografieren zu können. In Anbetracht der Umstände muss ich meine Eltern ob der fotografischen Ausbeute loben. Es war nicht viel mehr als ein Rundgang durch diesen Basar mit vier Kindern im Schlepptau, die wahrscheinlich lieber gleich an den Strand gefahren wären.


full




Zum Abschluss dieser Etappe wieder ein Experiment:

full


Original



full


coloriert
 
Kommentar
„Es gibt Orte, deren Namen sich mit den phantasievollsten Vorstellungen verbinden, und dieser gehörte dazu. […] In Gedanken ging ich die Namen aller Häfen durch: Maskat, Hormuz, Kuwait, Bandar Abbas, Bushehr. Außerdem gehört der Persische Golf zu den heißesten Stellen der Erde. Es wird so sengend heiß, dass die Leute sagen, nur ein dünnes Blatt Papier trenne dort den Menschen vor der Hölle. […] Dieser zwischen Arabien und Persien geschobene Wasserkeil wurde zu einem Ort des Fiebers, der Perlen und der Monsune.“

Vita Sackville-West 1926 in ihrem Buch

full



Der Weg von Minab an die Küste war schwierig. Die Leute baden dort nicht, das ist ihnen ziemlich fremd. Warum also an den Strand? Es gab keine Straße, eigentlich noch nicht einmal einen fahrbaren Weg. Es gab eine gut ausgebaute Schotterstraße, die wenige Kilometer nördlich der Küste entlang führte.

full




full

Der erste Versuch, das Wasser zu erreichen, verschlug uns in ein ausgetrocknetes Flussbett. Das alles mit Zeltanhänger und völlig kaputten Stoßdämpfern, die uns die Strecke ab Bam nicht verziehen hatten. Wir Kinder hatten unseren Spaß bei der wilden Schaukelei, aber es war eindeutig, dass die Grenzen des Autos überreizt wurden. Es gibt davon keine Fotos, wahrscheinlich, weil die Nerven der Erwachsenen recht angespannt waren. Der zweite Versuch war erfolgreich und wir erreichten weglos einen relativ schönen, aber auch etwas langweiligen Strandabschnitt. Bei Ebbe.

full

Mit der Flut hatte wohl niemand gerechnet und so stand am nächsten Morgen unsere Wagenburg direkt am Wasser. Stimmt, das ist nicht das Mittelmeer. Und jetzt die Pointe: Es war genau genommen auch nicht der Persische Golf. Da wir von Minab in südöstliche Richtung fuhren, landeten wir am Golf von Oman. Während der Persische Golf richtig flach ist (durchschnittlich ist er unter 26 m tief, die maximale Tiefe beträgt 110 m), reicht der Golf von Oman bis 3694 m unter den Meeresspiegel. Die Straße von Hormuz gilt als die Grenze zwischen diesen beiden. Egal. In unserem Sprachgebrauch ist und bleibt es der Persische Golf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kommentar
Auch die Schlangenspuren im Sand waren keine erfreuliche Überraschung. Am Morgen gingen die Männer zuerst mal auf die Jagd.

full

Möglicherweise eine giftige Hydrophis spiralis, auch bekannt als gelbe Seeschlange? Diese Spezies lebt sowohl an Land wie auch im Wasser. Ihr Biss kann angeblich tödlich sein.


full
 
Zuletzt bearbeitet:
Kommentar
Weiter erinnerungswürdig: heftige Hitze am Mittag, und das schon Anfang April,
die vielen schönen Muscheln bzw. Schnecken,

full


links: Kronenturbanschnecke, Mitte: unbekannt, rechts: Babylonischer Turm

full


ein schönes Exemplar aus der Familie der Schlitzturmschnecken, ca. 12 cm lang


die vielen und großen Reiterkrabben (Ocypode rotundata)

full



full



undefinierbare Wesen

full


und viele Teerklumpen an den Füßen.

Das Fotografieren der Reiterkrabben (ganz früh am Morgen) machten mein Vater und ich im Teamwork: Ich versuchte, der Krabbe den Weg zu versperren und mein Vater bemühte sich um ein brauchbares Bild (mit dem 50er Sonnar) bevor die Krabbe im Sand verschwand. Das ging immer ziemlich schnell...​
 
Zuletzt bearbeitet:
Kommentar
Wir blieben zwei Nächte. Morgens gingen wir Kinder Gehäuse von Schnecken und Muscheln (hauptsächlich Kaurischnecken, Turmschnecken und Stachelschnecken) suchen, über die Mittagszeit drückten wir uns ausschließlich im Schatten der Zelte und Autos herum, gegen Abend gingen wir ins Wasser. Als ich vor ein paar Jahren hörte, die FIFA plane am Golf eine Fußball-WM im Sommer, konnte ich es nicht fassen. Sie haben es dann ja eingesehen und die Spiele in den Winter verlegt.

full


Kurz vor Sonnenuntergang war es dann wieder an Land erträglich.

full


Und mit diesem Foto endet ziemlich abrupt dieser Bericht, denn wie üblich hatten wir nur zwei Wochen Schulferien und mussten noch ca. 1.500 km über z. T. schwierige Straßen zurück nach Tehran. Von dieser Fahrt hat niemand von uns eine Erinnerung. Und das ist wohl auch besser so.

Zur geplanten Trilogie meiner Reiseberichte zu den Nouruz-Ferien innerhalb des Iran fehlt nun noch der von 1976. Der wird wieder ziemlich anders.

full


Bis dahin, khaste nabashid!
Steff

 
Zuletzt bearbeitet:
Kommentar
-Anzeige-
Zurück
Oben Unten