„Es gibt Orte, deren Namen sich mit den phantasievollsten Vorstellungen verbinden, und dieser gehörte dazu. […] In Gedanken ging ich die Namen aller Häfen durch: Maskat, Hormuz, Kuwait, Bandar Abbas, Bushehr. Außerdem gehört der Persische Golf zu den heißesten Stellen der Erde. Es wird so sengend heiß, dass die Leute sagen, nur ein dünnes Blatt Papier trenne dort den Menschen vor der Hölle. […] Dieser zwischen Arabien und Persien geschobene Wasserkeil wurde zu einem Ort des Fiebers, der Perlen und der Monsune.“
Vita Sackville-West 1926 in ihrem Buch
Der Weg von Minab an die Küste war schwierig. Die Leute baden dort nicht, das ist ihnen ziemlich fremd. Warum also an den Strand? Es gab keine Straße, eigentlich noch nicht einmal einen fahrbaren Weg. Es gab eine gut ausgebaute Schotterstraße, die wenige Kilometer nördlich der Küste entlang führte.
Der erste Versuch, das Wasser zu erreichen, verschlug uns in ein ausgetrocknetes Flussbett. Das alles mit Zeltanhänger und völlig kaputten Stoßdämpfern, die uns die Strecke ab Bam nicht verziehen hatten. Wir Kinder hatten unseren Spaß bei der wilden Schaukelei, aber es war eindeutig, dass die Grenzen des Autos überreizt wurden. Es gibt davon keine Fotos, wahrscheinlich, weil die Nerven der Erwachsenen recht angespannt waren. Der zweite Versuch war erfolgreich und wir erreichten weglos einen relativ schönen, aber auch etwas langweiligen Strandabschnitt. Bei Ebbe.
Mit der Flut hatte wohl niemand gerechnet und so stand am nächsten Morgen unsere Wagenburg direkt am Wasser. Stimmt, das ist nicht das Mittelmeer. Und jetzt die Pointe: Es war genau genommen auch nicht der Persische Golf. Da wir von Minab in südöstliche Richtung fuhren, landeten wir am Golf von Oman. Während der Persische Golf richtig flach ist (durchschnittlich ist er unter 26 m tief, die maximale Tiefe beträgt 110 m), reicht der Golf von Oman bis 3694 m unter den Meeresspiegel. Die Straße von Hormuz gilt als die Grenze zwischen diesen beiden. Egal. In unserem Sprachgebrauch ist und bleibt es der Persische Golf.