Moderne Gläser sind auch nicht empfindlicher als alte Gurken und die Pilzsporen sind immer und überall. Mit ziemlicher Sicherheit auch im Objektiv, seitdem es das Werk verlassen hat. Einzig die erhöhte Wahrscheinlichkeit, beim Bewegen der Linsensätze in den heute sehr viel häufiger benutzten Zoom-Objektiven zusätzlich ein paar Sporen in das Innere eines Objektivs hinein zu befördern, ist vielleicht tatsächlich gegeben, weil die ganze Geschichte dann ein bisschen wirkt wie eine Luftpumpe und natürlich Umgebungsluft ansaugt und Innenluft herausdrückt. Aber das ist vernachlässigbar.
Es ist auch ein Gerücht, welches irgendwie nicht auszurotten ist, dass "infizierte" Objektive andere anstecken könnten. Das können sie definitiv nicht, denn Pilzsporen sind grundsätzlich nicht in der Lage, selbsttätig ihren Ort zu ändern. Vielmehr ist die Umgebungsluft bzw. deren Feuchtigkeitsgehalt und Temperatur - also das Mikroklima des Milieus in dem das Objekt lagert - dafür verantwortlich dass bereits im Objektiv befindliche Sporen keimen und sich zu einem Pilzgeflecht entwickeln. Berücksichtige, dass Wasser/Luftfeuchtigkeit immer zum kältesten Punkt wandert, also dem Temperaturgefälle folgt.
Typische Aufbewahrungsorte die sich als Pilztreibhaus eignen sind die beliebte Aufbewahrung der Ausrüstung im Keller - ungeheizt und kaum jemals gelüftet. Idealerweise in der alten Dunkelkammer als photographischem Hobbyraum, der aber nur noch selten betreten wird - wer arbeitet noch regelmäßig in seinem einstmals eingerichteten Labor - und eben deshalb auch gerne mal zum Wäsche lagern und/oder zum Bügeln mit dem Dampfbügeleisen (Wasserdampf) benutzt wird. Ein weiterer zur Pilzzucht bestens geeigneter Aufbewahrungsort ist der Unterteil des Wohnzimmerschranks. Die "Gute Stube" wird nicht ständig benutzt und deshalb (Heizkosten!) auch nicht durchgängig geheizt, und deshalb wärmt der Raum und damit der Schrank nie richtig durch - unten sowieso zu allerletzt und zugleich wird genau dieser Teil des Schranks oft wochenlang nicht geöffnet und damit auch nicht gelüftet.
Was sich in diesem Zusammenhang ebenfalls "auszahlt" ist die zunehmende Abdichtung unserer Häuser und der damit verbundene schlechtere allgemeine Luftaustausch. Kurz: Halte Deine Ausrüstung immer einigermaßen warm (Zimmertemperatur reicht) und so trocken wie irgend möglich, im Zweifelsfall mit Hilfe von Silika-Gel und Hygrometer. Dann wirst Du auch keine Probleme mit Pilzwachstum und Schimmel bekommen.
Bedenke aber unbedingt, dass Silika-Gel nur begrenzt funktioniert. Die Tütchen welche die Hersteller den Objektiven und der Kamera mitgeben, sind in ihrer Wasseraufnahme meist schon erschöpft wenn sie bei Dir endlich ankommen. Das Gel muss!!! von Zeit zu Zeit regeneriert werden, d.h. das Wasser muss ausgetrieben werden, damit das Trocknungsmittel seine Wirkung zurück bekommt. Das macht man am besten im Backofen bei 130 - 160°C. Um zu sehen wann das Gel wieder trocken ist, besorgt man sich am besten ein Kilo sogenanntes Blau-Gel. Solange das Gel die tiefblaue Farbe hat, ist es wasseraufnahmefähig. Ist es voll Wasser nimmt es eine rosa Farbe an und muss dann wieder regeneriert werden. Das lässt sich im Grunde beliebig wiederholen. Regeneriertes Blau-Gel lässt sich bis zur Verwendung luftdicht verschlossen (beispielsweise in einem Einmachglas) unbegrenzt aufbewahren. Zur Verwendung macht man sich eine Tüte aus Filterpapier, die man dem Objektiv beilegt. Je nach Schrankfach muss man deren Größe bzw. die Menge Trocknungsmittel variieren.
Hoffe, geholfen zu haben
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang