Tipps zur Nikkormat
Hallo Thomas,
generell sind die Nikkormate der FT-Serie ganz hervorragende Kameras. Sie wurden seinerzeit als preisgünstigere Alternative zur Nikon F gebaut, wobei "preisgünstig" damals noch nicht mit "schlecht" übersetzt wurde. Die Kameras waren - genauso wie die Nikon F - für professionelle Anwender gedacht und wurden auch von Zeitungsreportern genutzt, die sich die teure Nikon F nicht oder noch nicht leisten konnten. Sozusagen die F100 der 60er Jahre
Mechanisch sind sie alle sehr ähnlich, die Unterschiede betreffen hauptsächlich die Elektrik - also die Belichtungsmessung und den Blitzanschluss, denn mehr Elektrik gab es damals nicht. Folgende Versionen gab es:
Nikkormat FT: das erste Modell, mit Belichtungsmessung durchs Objektiv, aber als Ganzfeld-Integralmessung, also ohne Mittenbetonung! Die Blendenkupplung funktionierte noch über den außen am Objektiv angebrachten Nikon-Zinken und die Ritsch-Ratsch-Technik. Stromversorgung ging über die heute offiziell nicht mehr erhältlichen Quecksilberbatterien PX625 mit 1.35 Volt. Es wird eine Batterie benötigt, und die sitzt im Boden der Kamera und ist von außen über einen Schraubdeckel mit Münzschlitz zugänglich. Die Messzellen sind CdS-Fotowiderstände, die deutlich träger reagieren als moderne Fotodioden. Die Belichtungszeit wird über einen Ring eingestellt, der um das Objektivbajonett herum angeordnet ist. Die Filmempfindlichkeit wird an einem Schleifer eingestellt, der auf eben diesem Ring sitzt. Der Schleifer ist nicht gegen Fehlbedienung verriegelt - hier muss man etwas aufpassen, dass er sich nicht versehentlich verstellt. Einen Blitzschuh gibt es nur als Zubehör, und der hat dann keinen Mittenkontakt. Der Blitz muss also auf jeden Fall per Kabel angeschlossen werden. TTL-Blitzmessung gibt es natürlich auch keine. Der Verschluss ist ein mechanisch gesteuerter Metallschlitzverschluss, hergestellt von Copal, mit 1/125 sec Synchronzeit. Die Belichtung kann über 2 Nadelanzeigen konrolliert werden: eine im Sucher und eine oben auf der Kamera. Ein nettes Feature, dass in der Praxis aber wenig gebraucht wird.
Nikkormat FS: wie FT, aber ohne Belichtungsmesser. Wurde nur wenig verkauft und ist heute sehr selten.
Nikkormat FTN: wie FT, aber mit mittenbetonter Belichtungsmessung 60/40.
Nikkormat FT2: wie FT, aber mit Blitzschuh und Mittenkontakt. Außerdem ist der Schleifer für die Filmempfindlichkeit gegen Fehlbedienung verriegelt. In Sachen Stromversorgung bin ich mir nicht ganz sicher - kann sein, dass die FT2 bereits auf Silberoxidbatterien 1.5 Volt umgestellt war, vielleicht auch nicht.
Nikkormat FT3: die letzte Kamera dieser Serie, wie FT2, aber nun mit AI-Blendenkupplung und Stromversorgung über Silberoxidbatterie 1.5 Volt. Die beste Kamera der Nikkormat-Serie. Sie ist für heutige Anwender erste Wahl und durchaus eine ernstzunehmende Alternative zu den Nachfolgern aus der FM-Serie. Da sie über AI-Blendenkupplung verfügt, kann sie auch mit AF-Objektiven problemlos verwendet werden. Nur mit G-Objektiven geht nix mehr.
Vereinzelt gibt es auf dem Gebrauchtmarkt modernisierte Nikkormate. Ich selbst habe ein solches Exemplar: eine FTN, die nachträglich auf AI umgebaut wurde.
Bei vielen Nikkormaten sind die Schleifringe für die Belichtungseinstellung durch langen Gebrauch abgenutzt. Man erkennt diese Kameras daran, dass die Nadel für die Belichtungseinstellung beim Einstellen zittert oder wild auf- und abspringt. Ersatzteile gibt es leider keine mehr.
Welchen Typ von Nikkormat Du hast, kannst Du an der Seriennummer erkennen. Die Typenbezeichnung ist Bestandteil der Seriennummer: FT xxxx, FT2 xxxxx etc. Die FTN ist an einem großen N über der Seriennummer zu erkennen.
Sofern die Belichtungsmessung Deiner Nikkormat noch funktioniert und die Batterie o.k. ist, steht guten Urlaubsfotos nichts im Wege. Die Batterien des Typs PX625 gibt es offiziell nicht mehr. Übers Internet kann man noch welche beschaffen, allerdings wirst Du sie bis Urlaubsbeginn sicher nicht mehr bekommen. Es gibt einen Ersatztyp V625U mit 1.5 Volt, damit stimmt aber die Belichtungsmessung nicht mehr. Du musst mit diesen Batterien ca. 2 Blenden überbelichten - den genauen Wert musst Du mit einem Test-Diafilm und Belichtungsreihen ermitteln.
Am besten ist ein Handbelichtungsmesser. Leider sind gute Handbelichtungsmesser sehr teuer. Deutlich teurer als eine gebrauchte Nikkormat :-(
Auf alle Fälle schönen Urlaub und viel Freude mit der Nikkormat!
Uwe