Ich habe lange überlegt, ob ich hier etwas schreibe und hoffe nicht, dass Du jetzt sauer reagierst, aber Du hattest ja um eine Kritik gebeten. Ich fotografiere sehr viel Hunde, zeige hier jedoch wenig davon. Früher mit analog war das sehr schwierig, da bei entsprechender kritischer Sichtweise, manchmal bei einem 36er Film nur ein oder gar kein gutes Foto herauskam. Digitalfotografie hat das revolutioniert, da kannst Du Dich bei den richtigen Einstellungen auf den Hund konzentrieren mit schneller Bildfolge arbeiten und behälst neben dem unvermeidbaren Ausschuss auch noch einige richtig gute Fotos.
Wir reden hier von Hundeportaits, und die sind ähnlich wie Menschenportraits, Du willst nicht nur den Hund und Mensch als "körperlichen Gegenstand" aufs Bild bannen, sondern auch etwas von seinem Wesen, seiner Art, seiner Ausstrahlung, denn erst dann wird es ein Portait. Dazu ist rein technisch ein richtiger Schärfeverlauf wichtig. In jedem Fall müssen sie Augen offen, scharf und gut gezeichnet sein. Das ist nur bei Foto 2 der Fall, die anderen Fotos sind meines Erachtens Schrott, ich hätte sie bei der ersten Durchsicht gelöscht.
Bei Portraits aller Lebewesen sind die Augen das Schwierigste und das Wichtigste. So hast Du zwar in #1 und #5 auch die Schärfe auf den Augen, aber die sind schwarz und tot, Du kannst sie zwar sehen, aber nicht in sie hinein sehen. In #3 würden mich die etwas starken Reflexe im Auge stören. Das zugekniepte Auge in #4 sollte den Reflex zur Löschtaste bewirken, außer wenn Du Karl Dall portaitierst.
Auch die Schärfeverteilung ist bei den Bildern meist nicht so glücklich. Wenn die Augen ohne störende Reflexe, ausdrucksvoll, gut gezeichnet und scharf sind, ist es letztlich auch nicht schlimm, wenn die Nasenspitze etwas unscharf ist, besser ist es natürlich, wenn das gesamte Gesicht des Hundes scharf ist. Das ist bei 2 gut gelungen, wenn auch der Tatsache geschuldet, dass es sich um eine Profilaufnahme und nicht um eine Frontalaufnahme handelt.
Der unscharfe Hintergrund gehört meist zu Portraits dazu. Man kann ihn auf zweierlei Weise erreichen: Durch eine möglichtst große Blende oder durch einen größeren Abstand vom Modell zum Hintergrund und einen relativ kleinen Abstand zu Modell. Dann kannst Du durchaus auch auf die beste Blende des Objektivs abblenden. das ist nur selten die Offenblende. Mit Hunden und im Freien ist die zweite Variante fast immer die bessere. Ein wichtiger Punkt ist auch die Lichtführung, auch die hat Tücken, wie Du in Deinen Fotos sehen kannst. In Foto #4/#5 hast Du das Gesicht Deines Hundes recht schön beleuchtet, leider kniept er in #4 wegen des Lichts von vorn und in #5 wirkt das Auge tot weil zu wenig Licht die Augenhöhle erreicht.
Am einfachsten ist es recht brauchbare Bilde zu bekommen, wenn der Himmel bedeckt ist und eine diffuse, schattenlose Lichtstimmung herrscht, aber die Bilder sind dann zwar meist korrekt belichtet, aber etwas langweilig (zweidimensional). Aber solch eine Lichtstimmung lädt auch dazu ein, mittels Blitz Akzente zu setzen, also neben dem Fotografen eine Softbbox mit entfesseltem Blitz zu installieren, so, dass sie Akzente setzt, nicht aber, dass zu starke Reflexe in den Augen entstehen und Du Dein Modell totblitzt, da musst Du das richtige Maß finden. Richtig schöne Fotos kannst Du aber auch bei Gegenlicht machen, wenn Dir eine zweite Person hilft, die mit einem Reflektor das Sonnenlicht vorteilhaft auf Dein tierisches Modell lenkt. (Bei den Blitzbildern sollte man nicht sehen, dass sie geblitzt sind, dann sind sie optimal.)
Dein Foto #2 zeigt einen guten Ansatz auf dem Du aufbauen kannst, die Schärfe ist perfekt, die Belichtung sehr gut, nur am Hintergrund muß noch gearbeitet werden (durch mehr Abstand oder durch entsprechende geschickte EBV).
Sorry für die harte Kritik, aber die musste sein. Würde mich freuen, bald von Dir viel bessere Hundeportraits hier zu sehen.