Information ETTR - Exposure to the right

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becksbier

Guest
ETTR - Expose to the right

Worum geht es? Kurz: die Ausnutzung der rechten Seite des Histogramms. Was soll das? Ausgehend von der Annahme, dass im RAW mehr Abstufungen für die hellen Werte vorhanden sind, als für die dunklen, erreicht man eine bessere Ausnutzung der vorhanden Werte.
Was bringt das? Also nach dem was ich gerade ausprobiert habe, sehr viel weniger Rauschen bei HighISOs zum Beispiel.
Wie macht man das? "Überbelichten", was aber nicht ganz einfach ist, denn einfach anhand der Histogramme in der Vorschau kann man nur schwer korrekt korrigieren. Grund: die Histogramme werden aus den JPEGs erstellt, auch wenn man nur RAW aufnimmt! Damit hat man dort das Histogramm mit der Kurve des JPEGs vorliegen und nicht die des RAWs. Man kann aber das JPEG-Profil "Neutral" nehmen, alle Regler außer für die Farben auf 0 stellen UND ein UniWB-RAW herunterladen und daraus den Weißabgleich in der Kamera installieren. So erhält man dann eine wohl gute Näherung was die Histogramme angeht. Das Bild ist dann dunkel und grünstichig in der Vorschau (linear, RGBG).

Nach dem was ich eben ausprobiert habe, kann man locker 1 Blende "überbelichten" und erhält trotzdem ein RAW, bei dem nichts überbelichtet ist und der Bereich besser genutzt ist, so dass ein ISO 6400 fast besser aussieht, als ein 3200 ohne ETTR, wenn man die gleiche Helligkeit haben will und entsprechend im Konverter "aufdrehen" muss. Oder praktischer ausgedrückt: ein ISO 3200 ohne ETTR ist weit aus verrauschter, als eines mit ETTR, was natürlich bei 1 Blende auch die Zeit verdoppelt.

Beispiel:
1) ISO 6400, 1/400, ohne ETTR


2) ISO 6400, 1/100, mit ETTR (2 Blenden "überbelichtet")


Beide Bilder nicht bearbeitet, außer Weißableich, keine Restauration oder ähnliches, es ist auch beim zweiten Bild nichts ausgebrannt gewesen, das Histogramm zeigte rechts keine Ausreißer. Die Angleichung der Helligkeit habe ich dem RAW-Konverter überlassen, wobei das verrauschtere ohne ETTR noch gut dabei weggekommen ist, weil nicht so hell, würde noch schlimmer aussehen, wenn mich es manuell auf die gleiche Helligkeit gebracht hätte.

Ich habe jetzt mal 1 Blende fest für Matrix und Mitten eingestellt, mal sehen wie gut man damit klarkommen kann und was die Probleme sind, die man sich damit eventuell einhandelt.
 
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Kochrezept:

1) http://www.guillermoluijk.com/download/uniwbd700.nef
Dieses NEF enthält eine Weißabgleichreferenz für die D700, bei dem alle Koeeffizienten nahe 0 sind, man also nicht unterscheidet zwischen den verschiedenen Farbanteilen (so habe ich das zumindest verstanden)

2) die Datei entsprechend der Namen der eigenen NEF umbenennen

3) die umbenannte Datei auf eine in der Kamera formatierte oder benutze Karte in den Unterordner unter DCIM kopieren, wo auch die eigenen Bilder liegen

4) Karte einlegen, Kamera starten und in der Menü für die selbstdefinierten Weißabgleiche gehen.

5) für z.B. d-1 den Menüpunkt "aus Bild" verwenden und das UniWB-Bild wählen

6) Kamera-WB auf d-1 stellen

Wenn das alles funktioniert hat, sollte das gemachte Bild auf dem Kameradisplay recht grünlich aussehen

7) Das JPEG-Profil Neutral wählen, alle Regler auf 0

8) Belichtungskorrektur (fest oder normal) mit z.B. +1 einstellen und Bild machen

9) Die RGB-Histogramme kontrollieren: auf der rechten Seite sollten möglichst wenig Platz zum Rand sein, wobei die Kurve bei den meisten Motiven aber schon sichtbar vor der rechten Seite enden sollten, da man sonst die helle Stellen im Bild "zerschossen" hat

Wie gut die Vorschau inklusive Blinkbildchen und Histogrammen nun wirklich an der Realität des RAWs liegt, kann ich noch nicht abschließend sagen, aber scheint sehr viel besser zu sein, denn ohne dieses Vorgehen hatte ich oft "korrekt" belichtete oder sogar überbelichtete JPEGs, während die RAW tatsächlich unterbelichtet waren, bzw. da noch massig Platz war, so dass man die Kurven weitgehend anpassen musste und u.a. das Rauschen damit schön herausgearbeitet hat.
 
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Das Thema wurde hier schon einmal diskutiert. Seitdem achte ich auch vermehrt auf das Histogramm, so dass es möglichst weit rechts steht (ohne das etwas abgeschnitten wird). Das mit dem Weißabgleich ist mir noch zu umständlich, bzw. habe es noch nicht genau verstanden.
Ich glaube allerdings, das es nicht richtig ist, wenn man generell alle Fotos um x Blenden überbelichtet. Das hängt doch auch vom Kontrast ab. Ansonsten könnte Nikon doch soetwas direkt fest einbauen.

Gruß Wolfgang
 
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Es geht ja nicht darum die Bilder überzubelichten, sondern darum die optimale Belichtung zu finden. Wenn ich dazu das Histogramm verwende, optimiere ich leider nicht für das RAW, sondern für das JPEG und verliere damit Abstufungen die im RAW noch vorhanden sind. Überbelichtet ist überbelichtet, man muss also auch bei dieser Methode genau schauen, dass einem das Histogramm nicht rechts durch die Wand geht.

Hier noch ein ausführlicherer Artikel dazu:
http://www.guillermoluijk.com/tutorial/uniwb/index_en.htm
 
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Hallo,

vielen Dank für Deine Mühe und die ausführliche Erklärung. Ich weiß aber - ehrlich gesagt - noch nicht so richtig, wie ich das alles so einsortieren soll. Vielleicht kannst Du das mal erläutern.

  • Das es im Grenzfall eher in den dunklen Partien rauscht und man die deshalb (wenn möglich vermeiden) soll, ist ja nicht wirklich was Neues.
  • Steckt in einem "typischen" RAW-File wirklich ein bis zwei EV Reserven nach oben? Das fände ich sehr bedenklich für den JPEG Engine
  • Wenn man sich für High-ISO entscheidet, dann üblicherweise weil es anderweitig (Blende, Belichtungszeit) nicht anders geht. Hältst Du es für praxisgerecht, wenn man ISO 6400 einstellt und dann die Belichtungszeit vervierfacht? Wäre dann ISO 1600 nicht sinnvoller?

"Rausch-Reduzierung durch Erhöhung des ISO-Wertes" klingt erstmal spannend, aber so wirklich plausibel scheint mir das im Moment noch nicht wirklich. :fahne: Insbesondere wenn man (rauschbedingt) ohnehin einen ausgesprochenen RAW bzw. 16-Bit TIFF Workflow verwendet, fehlt mir momentan noch etwas die Vorstellungskraft, wo die Mehrinformation her kommt :nixweiss:.

Ciao
HaPe
 
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Es rauscht nicht mehr, es ist nur mehr sichtbar. Wenn man z.B. das obere 1/4 des Histogramms nicht ausnutzt und dann bei der Entwicklung anschließend das Histogramm wieder so verschiebt, dass es rechts anstößt, dann erhöht man quasi den ISO-Wert und damit das Rauschen; bzw. es wird stärker sichtbar.
Das man dadurch die Zeit verliert, ist richtig. Die Frage die sich mir auch noch stellt, ist ein ETTR-Bild mit 3200 besser als ein ETTR-Bild mit 1600?
Abgesehen von dieser Rauschgeschichte ist ein korrekt belichtetes Bild aber auch in anderen Dingen besser, z.B. größerer Dynamikumfang. So gesehen ist diese Technik wohl allgemein die richtige Wahl, wenn es das Motiv erlaubt. Wenn man die JPEGs aus der Kamera verwenden will, ist es natürlich die falsche Wahl.

Vielleicht erzählen ja mal einige hier, welche Erfahrungen sie damit gemacht haben und welche Vor- und Nachteile das hat. Ich muss mir das erst noch in der Praxis anschauen.
 
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Der Begriff überbelichten ist in diesem Zusammenhang natürlich falsch. Da habe ich mich undeutlich ausgedrückt.
Ich sehe mir sehr häufig die Histogramme meiner Bilder direkt nach der Aufnahme an. Zusätzlich auch die "Spitzlichtanzeige". Meist ist da rechts nicht mehr viel Platz. Wenn, dann sind es eher die kontrastarmen Bilder. Und gerade da finde ich ETTR besonders angebracht. Wenn man diese Bilder (ohne ETTR) in der Nachbearbeitung aufhellt, verstärkt man natürlich das Rauschen in den dunkleren Partien.
Ich verwende allerding nur das Kamera-Histogramm.
Ist denn zwischen den JPG- und NEF-Histogrammen so ein großer Unterschied?
Praxisberichte würden mich auch sehr interessieren.

Gruß Wolfgang
 
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Ja, da ist ein ziemlicher Unterschied. Man sieht auf dem Display der Kamera wie gesagt nur das Histogramm des entwickelten JPEPs, auch wenn man nur RAW aufnimmt und damit sieht man das, was durch die diversen Parameter der JPEG-Engine dabei heraus kommen würde, nicht das, was man im RAW hat.
Was auf dem Display als überbelichtet angezeigt wird, ist oft im RAW noch absolut nicht abgeschnitten. Durch die oben beschriebene Methode kriegt man erstmal nur ein besseres Histogramm und kann so die Belichtung besser steuern. Nutzt man somit den gesamten Raum und damit Dynamikumfang, kriegt man auch die besseren RAWs, so die Annahme. Man sieht das immer sehr schön in Raw-Konvertern, die die Einstellungen der Kamera nicht komplett übernehmen können und wo dann das RAW meist sehr dunkel und blass daher kommt und das Histogramm rechts oft noch viel Platz hat. Das dazugehörige JPEG aus der Kamera ist dagegen schon "aufgezogen" und "verbogen", nur eben auf der Basis eines nicht ganz optimalen RAWs, wodurch sich weniger Dynamik und mehr Rauschen ergibt.
 
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Nach meiner Erfahrung spielt die D700 den hohen Dynamikumfang ihres Sensors erst beim Fotografieren mit Raw aus. Das wird so auch von dpreview bestätigt (siehe Unterpunkt "RAW headroom" - und ja, ich weiß, dass ich den Link schon öferts gepostet habe und dass es hier auch Fotografen gibt, die mit der ADL-Funktion der D700 sehr zufrieden sind :fahne:).

Hier mal als Beispiel ein Bild, dass aus der D700 stammt. Das Kamerahistogramm zeigte Überbelichtungen und in der Spitzlichtanzeige waren große Teile des hellen Mantels und der Stirnseite der weißen Boxen rechts unten am blinken (also ausgefressen):

20100409-d700_0015_900ooc.jpg


Hier jetzt das gleiche Bild nach der Bearbeitung in Lightroom. In der Bearbeitung habe ich die Belichtung um 1,2 EV herunter gezogen und dann entsprechend die Schatten wieder aufgehellt. Ich denke, es ist eindeutig zu sehen, wieviel Zeichnung im Mantel noch im Raw vorhanden ist, welche OOC bereits abgeschnitten war.
Durch die Abdunklung des gesamten Bildes im Rawkonverter und die gleichzeitige Anhebung der Tiefen hat sich auch kein zusätzliches Rauschen eingeschlichen.

20100409-d700_0015_900_LR.jpg


Insofern ist ein ETTR im Raw-Modus der D700 sicher sinnvoll, führt aber leider zu dem Nachteil, dass es schwer ist, in der Kamera die richtige Belichtung zu finden, da die Vorschaubilder erstmal viel zu hell wirken und man auch leider nicht erkennen kann, ob nicht auch das Raw überbelichtet ist. Andererseits hat die Uni-WB-Lösung mMn den Nachteil, dass man den Bildeindruck nicht mehr auf dem Kameramonitor einschätzen kann.
 
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Hier jetzt das gleiche Bild nach der Bearbeitung in Lightroom. In der Bearbeitung habe ich die Belichtung um 1,2 EV herunter gezogen und dann entsprechend die Schatten wieder aufgehellt. Ich denke, es ist eindeutig zu sehen, wieviel Zeichnung im Mantel noch im Raw vorhanden ist, welche OOC bereits abgeschnitten war.

Dass in den lt. Kamerahistogramm angeblich ausgefressenen Lichtern noch viel Information steckt, kann glaube ich jeder bestätigen, der RAW fotografiert.
Aber warum so kompliziert, Carsten, erst die Belichtung allgemein zurücknehmen und dann die Tiefen aufhellen? In solchen Fällen wende ich eine selektive Belichtungskorrektur auf den ausgefressenen Bereich an, egal ob in LR, in PS, CNX oder Viveza ohne den Rest anzurühren. Mir ist es immer am liebsten, nur so viel wie nötig am Bild zu verändern.
 
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Genau genommen geht es hier darum, die Bilder für RAW so zu belichten, dass man den maximalen Dynamikbereich ausnutzt, wie man auch in den verlinkten Artikeln nachlesen kann. Das man damit auch das Rauschen in den Griff kriegt, ist nur eine Facette, dir mir gleich extrem auffiel. Werde dieses Wochenende mal versuchen das beim Eishockey umzusetzen, da beim letzten Mal doch zu viel "berauschendes" dabei war.
 
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