AW: anonymes Bild Nr. 377
Hallo Fotofreunde,
Euch allen herzlichen Dank für die Kritiken zu meinem Foto.
Jedes Foto hat seine Geschichte:
Am letzten Freitag so gegen 19:30 sah ich an unserem westlichen Horizont bei Unwetter behafteter Sonnenscheinlage (Unwetter waren über Belgien hereinziehend für uns angesagt) hohe Quellwolken, die ich fotografieren wollte. Im großen Dachfenster Kamera aufs Stativ, mich für das Standardobjektiv entscheiden, um dieses auch bei diesem Licht zu testen, und ich weiß nicht warum, aus der Laune heraus einen Sepiaverlaufsfilter davorgesetzt… Telefon…
Gegen 20:00 komme ich an meine Kamera zurück, die Lichtlage hatte sich inzwischen total geändert und mir offenbarte sich der Anblick, der sich so ungefähr auf dem Foto wiedergibt.
Das Licht und die Farben zwischen der Horizontlinie und dem unteren Rand der dunklen Wolke waren tatsächlich so wie auf dem Foto. Das sieht man hier bei derartigen Wetter/Wolkenlagen und Sonnenstand so öfter. Beim Blick durch den Sucher entschied ich mich, den Sepiafilter vorzulassen, ich wollte die Farbstimmung unterhalb der tiefdunklen Wolke etwas in diese übertragen, um durch die so etwas unnatürlich entstehende Farbe in der Wolke die bedrohliche Atmosphäre/ Stimmung zu verstärken. Ich setzte den Beginn der Sepiaeinfärbung knapp oberhalb des unteren Wolkenrandes. Durch zoomen hätte ich links den Busch (tatsächlich sichtbares Ende eines Baumwipfels) aus dem Bild bannen können, aber das erschien mir beim Blick durch den Sucher verbunden mit den übrigen Proportionen des Bildes nicht gut. Die fast wieder ins Bild rauschende Sonne im „geöffneten Maul“ des Krokodils“ wäre meinem Empfinden nach dann zu weit links im Bild. Den breiten Streifen mit den kaum wahrnehmbaren Häusern unterhalb der Horizontlinie war ebenfalls so beabsichtigt. Ich wollte zeigen, dass die Wolke auch auf etwas Auswirkung hat, unter ihr Dinge unmittelbar von der Bedrohung betroffen sind. Nur einen kurzen Augenblick später war die Sonne wieder aus der Wolke.
Soweit zum „Making of….“
Warum wollte ich anonyme Kritiken?
Ich wollte erfahren, wie andere Fotografen mein Bild empfinden und das ohne zu wissen, wer da sein Foto zeigt. Welche Lehren soll oder kann ich aus den Kritiken ziehen. Und wie ist das, wenn man Kritiken zu seinen Bildern von Menschen bekommt, die einen nicht kennen. Und ob das, was ich einfangen wollte, sich auch für den Betrachter öffnet.
Ich habe mir alle Eure Anmerkungen aufmerksam durchgelesen. Ja, ganz sicher kann man es anders machen, den Beschnitt und/oder die Farben/ Belichtung anders setzen.
Bei Abwägung aller Kritiken habe ich für mich kein abschließendes Ergebnis hieraus gefunden, mein Foto so zu verändern, dass es dem Mainstream gefällt. Es trägt dann nicht mehr die Gedanken, mit denen ich es aufnahm. Mit Farbveränderungen durch Filtereinsatz werde ich vorsichtiger umgehen, die Empfindungen der Betrachter sind hier teilweise schon eindeutig. Sie wurde aber auch so empfunden, wie ich sie einsetzte, als Verstärkung der Bedrohung. Beschnitt ist so eine Sache, folge ich den Empfehlungen und reduziere den unteren Bildteil nur auf die bildlich vorgeschlagene Horizontlinie verliere ich einen Teil der beabsichtigten Botschaft zugunsten der besseren Gefälligkeit des Fotos.
Nochmals Danke an alle KritikerInnen, Euch weiterhin viel Spaß bei einem der schönsten Hobbys der Welt.
Grüße vom Aquarius162
PS: Drohung
![Smile :) :)](data:image/gif;base64,R0lGODlhAQABAIAAAAAAAP///yH5BAEAAAAALAAAAAABAAEAAAIBRAA7)
Ihr werdet sicher wieder von mir sehen…