Am nächsten Morgen erklimmen wir auf Suhails Anraten eine Aussichtsdüne der Extraklasse. Der Aufstieg ist immer beschwerlich, vor allem wenn man sich eine steile Leeseite hinaufarbeitet – dann wirkt jede Düne wie eine Mauer.
Sand ist ein verrückter Untergrund: irgendwie fest und flüssig zugleich. Manchmal macht man einen Schritt, und an einer ganz anderen Stelle löst sich plötzlich eine Mini-Sandlawine – es ist, als kommunizierten die Körnchen über einige Entfernung miteinander.
#47 Auf dem Weg zur Aussichtsdüne
#48 Wüsten-Detail
#49 Mini-Sandlawinen
#50 Immer noch auf dem Weg zum höchsten Punkt der Aussichtsdüne
Der Ausblick lohnt jede Mühe, auch wenn es heute ein bisschen diesig ist; der Wind wirbelt Sand und Staub auf, und am höchsten Punkt trägt die Düne einen regelrechten Schweif. Bisher waren Wind und Staub kein Thema, aber an diesem Morgen handle ich mir doch einige zusätzliche Sensorflecken ein.
#51 Fast oben!
#52 Angekommen – und der Wind ist auch schon da.
Unsere beiden Guides haben inzwischen zusammengepackt und suchen nach einem Durchschlupf im Dünenlabyrinth. Wir können sie von unserer Aussichtswarte sehen, und sie sehen uns auf der Düne. Wir haben ausgemacht, auf der anderen Seite der Düne abzusteigen, wo sie auf uns warten wollen. An mehreren Stellen versuchen sie, auf die andere Seite eines kleinen Dünenfeldes zu gelangen – vergeblich.
Der Wind ist der Baumeister der Wüste. Er trägt Sand an einer Stelle ab und lagert ihn an einer anderen Stelle wieder an. Was für uns wie ein festgefügtes Gebirge aus Sand aussieht, ist in Wirklichkeit eine Art lebender Organismus: Die Dünenwelt verändert sich kontinuierlich. Alte Dünen verschwinden, neue entstehen. Routen, die man vor ein, zwei, fünf Jahren noch fahren konnte, sind heute zugeweht, und an Stellen, an denen sich damals noch ebenes Gelände befand, steht man heute vor Dünenkämmen. Der Orientierungssinn der Beduinen ist faszinierend, ihr Wissen über die Sandwelten unvergleichlich. Nur noch wenige von ihnen leben allerdings das nomadische oder halbnomadische Leben ihrer Vorfahren; viele sind in die Stadt oder an den Stadtrand gezogen, die nächste Generation wächst mit den Segnungen der modernen Zeit auf. Es wäre nicht verwunderlich, aber jammerschade, würde das alte Wissen verschwinden …
#52 Die Suche nach dem Durchschlupf im Sandlabyrinth
#53 Die Aussicht vom Dünenkamm
Schließlich ist ein Weg gefunden, und als wir auf der Sonnenseite der Düne hinunterlaufen, erleben wir zum ersten Mal wirklich heißen Sand – nicht uneingeschränkt angenehm, wenn man barfuß unterwegs ist. Da hilft nur Geschwindigkeit beim Hinunterrennen …
LG Sandra