Information PB6 Lernbericht

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meinonkel

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Hallo,

ich habe mir im Herbst ein Nikon Balgengerät PB6 gebraucht gekauft. Es ist echt solide und das Wort Haptik bekommt Bedeutung. Es macht Spass damit zu arbeiten und es ist eine spannende Entdeckungsreise, weil viele Phänomene plastisch werden, die beim normalen Fotografieren untergehen. Mein Bericht ist sicherlich keine Liste von Tipps, sondern es ist ein Erfahrungsbericht eines Anfängers.

1) Beschreibung und Einrichtung

Das tragende Teil des Balgengerätes ist ein X-Profil. Die Führung für die untere Hälfte wird am Stativ befestigt. Auf der oberen Hälfte fahren die beiden Standarten für das Objektiv und die Kamera. Alle drei Führungen sind mit manuellem Feinantrieb und einer Fixierschraube versehen. Ein volle Umdrehung des geriffelten Rades entspricht ca. 28 mm. Bei 24 Riffen kommen also ca 1.2 mm auf ein Riff. Damit kann ich ungefähr mm-Schritte fahren. Deutlich kleinere Schritte wären schwierig.

Als Stativ setze ich derzeit noch ein Velbon Dreibein (443D) mit Kugelkopf ein. Das funktioniert ganz passabel. Ich werde es aber bald durch einen neuen Kugelkopf ersetzen, den ich direkt am Tisch festmache. Dann kann mach auch Beleutungskörper einfacher neben dem Balgen platzieren.

Als Kamera verwende ich meine D750. Um sie am Balgengerät anzubringen, muss der Kameraaufnahmering in die Position für Hochformat gedreht werden. Beim Querformat stößt der Handgriff sonst an die Fixierschraube für die Kamerastandarte.

Als Kameraeinstellungen wähle ich relativ wenig Automatiken:
- ISO-Automatik aus und ISO 100 gewählt
- Als Weißabgleich verwende ich derzeit den automatischen, da ich eher mit Tiefenschärfe etc experimentiere als Fotos für den Gebrauch schiesse.
- Für schnelle Experimente ist die Zeitautomatik hilfreich. Für Foto-Stacking Serien habe ich den manuellen Modus verwendet, um Veränderungen aufgrund sich ändernder Belichtungszeiten auszuschliessen. Beim Focusstacking lohnt sich das Ausprobieren, um die richtigen Verschlusszeit zu wählen.

Für die Blendeneinstellung bietet die Objektstandarte ein Hebel, um die am Objektiv eingestellte Blende über den Hebel für die Springblende am Bajonett zu aktivieren. Durch Niederdrücken des Plastikhebels wird die Blende geschlossen und springt beim Loslassen wieder auf. Wenn ich den niedergerdrückten Hebel in Richtung Mitte schiebe, wird die geschlossene Blende fixiert.

Es gibt auch einen Möglichkeit einen Kabelauslöser an die Objektivstandarde anzuschliessen. Ich habe keinen und kann das daher nicht kommentieren.

Die Objektiv-Standarte lässt sich auch drehen, so dass der Bajonettanschluss in die Richtung der Kamera zeigt. Dann kann ich das Objekt in Retrostellung einsetzen. Der Balgen wird dann von der Standarte gelöst und mittels Schraube direkt am Objektiv befestigt. Bei Filtergewinde mit 58mm passt das sehr gut, weshalb ich fast durchgehend mit einer 50mm 1.8 Linse arbeite.

Tilt oder Shift ist nicht vorgesehen. Denkbar wäre aber, zB den Body auf ein eigenes Stativ zu setzen und dann Objektiv und Body unabhängig zu bewegen. Ich habe das bisher nicht gemacht und vermute auch, dass der Balgen darunter leiden würde.

2) Focus Stacking

Da die Fokusierung über alle drei Feinantriebe möglich ist, habe ich alle mal für Focusstacking eingesetzt. Alle drei Läufe haben die gleiche Startposition, bei der der Vordergrund scharf ist und es hören alle drei auf, wenn der hintere Teil scharf ist. Dabei habe ich immer 1 mm pro Bild am Balgengerät verschoben.

Ich fahre die Stacks über Intervall-Timer mit 10s Abstand, damit sich die Kamera beruhigen kann, nachdem ich den Feinantrieb verstellt habe.
S (Stativführung): Die Optik bleibt unverändert und die Fokusebene fährt 1:1 mit der Verschiebung des Balgengerätes: 14 Aufnahmen

O (Objektivstandarte): Wenn ich die Objektivstandarte durchfahre, brauche ich 16 Aufnahmen.

K (Kamerastandarte): Da ich mit einem Abbildungsmassstab größer als 1 arbeite, brauche ich deutlich mehr Strecke, wenn ich die Kamera veschiebe: 56mm. Bei einem konstanten Versatz der Standarte pro Bild, kommen entsprechend mehr Bilder raus.


EDV: Ich hatte mal versucht mit Hugin zu arbeiten; bin dabei aber kläglich gescheitert. Jetzt verwende ich die PersonalEdition von ZereneStacker und bin sehr zufrieden mit den Ergebnissen. Die Beispiele sind nicht manuell nachgearbeitet, ausser in gimp rotate, crop und scale um die Bilder vergleichbar und forumsfähig zu machen. Dabei ging ungefähr ein Faktor 6 an Auflösung verloren.

Wertung: Mir gefällt das Ergebnisse mit der Veränderung der Kamerafunktion (K_PMax_rcs.png) am Besten: Es ist mE schärfer. Das mag auch daran liegen, dass ich mehr als das Dreifache an Inputbildern hatte. Aber auch die größere Vortriebstrecke für die gleiche Focusstrecke ist von Vorteil, denn der limitierende Faktor ist die Motorik der Hand am Feinantrieb.

Ein weiterer Vorteil für die Veränderung der Kamera ist, dass die Lage des Objektes zum Objektiv sich nicht verändert, d.h. Abschattung der Beleutung durch das Objektiv ist zu mindest konstant und ändert sich nicht.

Alle drei Varianten zeigen außerhalb des gezeigten Ausschnittes radiale Artefakten. Ich hatte gehofft, dass diese bei zumindest einer Variante ausbleiben.

3) Sonst noch

Ich habe auch ein Spiegelobjektiv mit 500mm Brennweite mit dem Balgengerät kombiniert. Damit bin ich auf einen Abbildungsmasstab von ca 3:4 gekommen bei einer Entfernung von ca 2m.

Eine Englisch-sprachige Anleitung habe ich unter http://www.cameramanuals.org/nikon_pdf/nikon_pb-6_bellows.pdf gefunden.

Share and enjoy,
Ciao Felix
 
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