S
Scardanelli
Guest
Motiviert durch die Rückmeldungen, Fragen und PN in meinem Thread
Hier möchte ich gerne einen Einblick in die wesentlichen Grundlagen der Unterwasserphotographie geben und Raum für Fragen und Diskussionen schaffen. Das Bilderforum halte ich hier für ungeeignet .
Grundlagen der Photographie wie Einfluss von Blende und Zeit setze ich in den Basics voraus.
OK, los geht´s:
1. Der Einstieg
Ohne jede Grundkenntnis von Kameras und aller Technik gelingen gute Unterwasserfotos auch mit einfachen Kameras.
Hierzu gilt eine sehr einfache und universelle Regel:
das heißt:
• so nah ran an das Motiv wie eben möglich
• tiefer tauchen als das Motiv (Grenzen beachten )
• von unten nach oben photographieren
Abb.1 und Abb.2
Die Abbildungen 1 und 2 zeigen zwei typische Schnappschüsse, weite Entfernung und von oben nach unten.
Abb.3 und Abb4
Die Abbildungen 3 und 4 hingegen wurden aus kurzer Entfernung (maximal 1 Meter) und von unten nach oben aufgenommen.
In beiden Fällen wurde eine eher einfache Kompaktkamera im Polycarbonat-Gehäuse verwendet.
Die Benutzung des Zoom ist tabu, das bringt die Kamera nicht näher ans Motiv; der Lichtweg bleibt lang. Es ist grundsätzlich die kürzeste Brennweite zu benutzen.
ran: den Lichtweg kurz halten; unter Wasser wird Farbe schnell absorbiert, rot bereits nach 5 m. Der Blitz muss den Weg von der Kamera zum Motiv und wieder zurück zur Kamera zurücklegen
Abb.5
Abbildung 5 zeigt den Lichtweg vom Blitz zum Motiv und zur Kamera.
Mit dem Wissen, Rot wird nach 5m absorbiert, wird klar:
Aufnahmedistanzen von mehr als 2.5m können nicht mehr farbig sein.
Es gilt die Faustformel:
runter: sich in die Position zur optimalen Perspektive bewegen
rauf: die Perspektive gestalten, Motive von oben wirken flach und kleben am Hintergrund. Motive von unten aufgenommen stehen frei und erhalten Dynamik. (siehe auch Abb. 1 bis 4 und folgendes Beispiel)
Abb.6 und Abb.7
Auch die Bilder in Abb.6 und 7 sollen das hier nochmals verdeutlichen.
Während sich die Regeln „runter“ und „rauf“ vornehmlich auf die Bildgestaltung beziehen, hat die Regel „ran“ (die Erste und Wichtigste) handfeste technische Konsequenzen:
Unterwasserphotographie ist -von Makro abgesehen- Weitwinkel bzw. Superweitwinkelphotographie. Es sind extreme Bildwinkel von >60° bis hin zum Fisheye erforderlich. KB-äquivalent entspricht dies Brennweiten ab 35mm und (deutlich) kürzer.
Auch wenn man es den Bildern perspektivisch nicht ansieht, dass Motiv ist stets "zum Greifen nah".
Aufgrund der Resorption des Lichtes durch das Wasser, die noch dazu farbabhängig erfolgt, ist die Unterwasserphotographie (bis auf wenige Ausnahmen) grundsätzlich Blitzlichtphotographie auf kurze Distanz.
Der Bedeutung und des Umganges mit dem Unterwasserblitz möchte ich mich im nächsten Kapitel zuwenden.
2. Blitztechnik
Um sich mit dem Thema der Blitztechnik auseinanderzusetzen, empfehle ich das CLS Buch von Andreas Jorns.
Auch wenn dieses Buch mit Unterwasserphotographie nichts zu tun hat, so gelten doch bezüglich Lichtgestaltung sehr ähnliche Regeln. Insbesondere geht es dabei um die Technik, Umgebungslicht mit Blitzlicht harmonisch zu kombinieren. Diesbezüglich ist das Buch von Andreas ein Tipp für alle Photographen, auch wenn sie nicht mit CLS arbeiten.
Unter Wasser ist ein Blitz grundsätzlich erforderlich.
Ideal ist die Verwendung eines externen Blitzgerätes.
Der interne Blitz gibt sein Licht in der gleichen optischen Achse ab, in der auch das Motiv fotografiert wird. (an Land führt dies nur zu hässlichen Schlagschatten und völlig unprofessionellen Bildern) Unter Wasser ist die Situation noch dramatischer.
Jedes Gewässer und sei es noch so klar und die Sicht phantastisch, enthält Schwebeteilchen. Diese reflektieren das Licht in der optischen Achse und führen zu unschönen Reflexen im Bild. (Man kann auch von Schwebteilchenfotografie sprechen)
Abb.8 und Abb.9
Abbildung 8 zeigt einen Korallenstock, aufgenommen mit internem Blitz und die Schwebteilchen.
Abbildung 9 zeigt eine Aufnahme, aufgenommen mit externem Blitz und frei von Schwebteilchen.
In Abbildung 10 wird der Vorteil des externen Blitzgerätes deutlich.
Abb.10
Während der interne Blitz (rote Pfeile) das Objekt und Schwebteilchen direkt in der Bildebene anstrahlt, erscheinen die Schwebteilchen als unscharfe, helle Punkte im Bild.
Der externe Blitz (gelbe Pfeile) beleuchtet das Motiv, Schwebteilchen reflektieren ihr Licht in der optischen Achse des Blitzes und damit weitgehend ausserhalb der Bildebene.
Bei steilem Blitzwinkel gelangen keine Reflektionen der Schwebteilchen zur Kamera. (also auf das Bild)
Der externe Blitz kann manuell betrieben werden, mit etwas Erfahrung führt dies zu den besten Resultaten. Da die Digitaltechnik eine sofortige Bildkontrolle ermöglicht, kann eine Korrektur umgehend vorgenommen werden. (das war zu analogen Zeiten ein Drama, verschiedene Einstellungen mussten notiert werden, um später aus der Erfahrung zu lernen)
SLR Kameras ermöglichen die Verwendung einer TTL Steuerung des (System)- Blitzes. Eine elektrische Kabelverbindung zwischen Kamera und Blitz ist erforderlich.
Externe Blitze für Kompaktkameras werden i.d.R. manuell betrieben im sogenannten Slave Mode. Im Slave Mode löst das Licht des internen Blitzes über eine Photozelle im externen Blitz diesen aus.
Auch hier sind mittlerweile Automatiken ähnlich der von Nikon bekannten A- bzw. AA-Modi verfügbar. Wirklich zuverlässig ist das nach meinen Erfahrungen aber nicht.
Die Vor- und Nachteile von intern / externen erscheinen so kombiniert.
Eine ideale Lösung für Kompaktkameras ist die Verwendung eines externen Blitzes im Slave Mode wobei der interne Blitz am Gehäuse abgeklebt wird und die Lichtleitung mit einem Glasfaserkabel (fibroptisches Kabel) vom internen Blitz zum Sensor des externen Blitzes geführt wird.
Das Ausleuchten der Schwebteilchen wird so verhindert und die Vorteile des externen Blitzes können voll genutzt werden. Einige dieser Sklavenblitze haben einen eigenen Belichtungsmesser (A bzw. AA ähnlich) und regulieren so ihre Leistung zur optimalen Belichtung. (Sea&Sea bietet für diese gute Lösung eine breite Produktpalette)
Ein externer Sklavenblitz für das kompakte System kann beim Systemwechsel auf ein neues System weiter verwendet werden. Er kann ebenfalls beim Wechsel auf ein hochwertiges UW – Photosystem als zusätzlicher Sklavenblitz kreativ eingesetzt werden.
Die Tiefe des Blau, so bezeichne ich die Verwendung des Blitzes bei manueller Einstellung gerne.
Für die Blitzbelichtung ist -im Rahmen der Syncrozeiten- ausschließlich die Blende entscheidend. Die Belichtungszeit spielt für den Blitz keine Rolle. Dieser Zusammenhang eröffnet der Unterwasserphotographie kreative Möglichkeiten:
Die Blende wird auf den Blitz abgestimmt bzw. man lässt TTL den Job erledigen. Mit der Belichtungszeit kann nun durch gezielte Unterbelichtung das Wasser im Hintergrund in tiefes Blau versetzt werden. Das geht natürlich auch umgekehrt. Überbelichtung setzt das Wasser in helles Blau, die Wirkung ist aber häufig nicht so ansprechend.
Das folgende Bild (Abb.11) zeigt diesen Effekt in übertriebener Form, das Wasser im Hintergrund ist fast schwarz.
Abb.11
3. Ausrüstung
Die Kriterien der Auswahl
Die Wahl der individuellen Ausrüstung ist von vielen Faktoren abhängig:
• Wie intensiv will ich mein Hobby betreiben
• Wie viel Pflege möchte ich in das System investieren
• Welche Aufrüstoptionen soll mein System haben
• Wie intensiv will ich mich bei jedem Bild mit der Technik beschäftigen
• Wie viel Reisegepäck (Handgepäck!!!) ist möglich
• Welchen Verlust kann ich verschmerzen
(säuft die Kamera ab, ist die SLR im Wert eines Mittelklassewagens genauso kaputt wie die Kompakte)
• Wie groß ist mein Budget
(ein SLR System kann sogar bis über 20.000 Euro erreichen, eine Kompakte kann unter 500 Euro drin sein)
Grundsätzlich muss bedacht werden, die Gesetze der Physik bzw. der Optik gelten unter Wasser nicht „nur für das Sehen“, sie gelten auch für die Photographie. Dies hat durchaus relevante Konsequenzen:
Zum einen absorbiert Wasser das Licht. Die Konsequenzen hieraus sind bereits im ersten Teil (Lichtweg) beschrieben.
Wasser hat eine andere optische Dicht als Luft. Als Konsequenz hieraus folgt eine Brechung des Lichtes an jeder Phasengrenze. Eine jedem Taucher bekannte Phasengrenze ist das Glas der Tauchmaske. Die Konsequenz hier ist aus der Grundausbildung bekannt:
Unter Wasser erscheinen Objekte um 1/3 vergrößert, ihre Entfernung erscheint auf ¾ verkürzt.
Das ist für die Kamera mit der Phasengrenze Objektivport nicht anders:
Die Entfernung wird vom AF korrekt erkannt (das war früher mit manuellen Amphibienkameras eine Qual) und stellt kein technisches Problem dar.
Anders sieht es mit dem Bildwinkel des Objektives aus. Auch das Objektiv sieht verkürzt und vergrößert. Als Konsequenz müssen für den gleichen Bildwinkel wie an Land entsprechend kürzere Brennweiten verwendet werden. Das KB äquivalente 35mm ist unter Wasser ein „Normalobjektiv“. Für Weitwinkelaufnahmen müssen mindestens 28mm, besser 24mm KB-äquivalent verwendet werden.
3.1. Unterschiedliche Kamerasysteme
Die folgende Auflistung gibt eine Übersicht der Stärken und Schwächen verschiedener Ausrüstungen:
a) Kompaktkamera im Polygehäuse
Die Kompaktkamera im Polygehäuse, (Abbildungen siehe u. A. http://www.idealo.de/preisvergleich/MainSearchProductCategory.html?q=unterwassergeh%E4use)
ist wohl die kostengünstigste Möglichkeit in die Unterwasserphotographie einzusteigen. Das System ist unkompliziert, die Bedienung erfolgt weitgehend wie an Land, i.d.R. sind alle Funktionen zugänglich.
Systembedingt gelten die gleichen Einschränkungen wie an Land:
Weitwinkel: systembedingt, je nach verbautem Objektiv. Brennweiten < 28mm KB sind selten.
Makro: systembedingt, die meisten Kompakten bieten eine Makrofunktion. Diese erfordert häufig Aufnahmeabstände von wenigen cm.
Externer Blitz: Aufrüstung ist über Slave-Steuerung –idealerweise mit Lichtleitern möglich. TTL-Steuerung ist damit nicht uneingeschränkt möglich. Im Rahmen der technischen Möglichkeiten gibt es Blitze, die ihre Abbrenndauer am internen Blitz orientieren. Elektrische Anschlüsse zu Blitzsteuerung weisen die Gehäuse der Kompakten nicht auf.
Kreative Möglichkeiten: Achtung nicht alle Kompakten bieten manuelle Modi. Damit sind die kreativen Möglichkeiten erheblich eingeschränkt. Auch wenn manuelle Modi vorhanden sind, können diese mit „erschwerter Bedienbarkeit“ einhergehen.
b) Kompakte Unterwasserkamera
Die kompakte Unterwasserkamera, (Abbildungen siehe u. A. http://www.idealo.de/preisvergleich/MainSearchProductCategory.html?q=unterwasserkamera+sea aber auch die Lösungen der Fa. Olympus die hier sehr engagiert ist)
ist eine ebenfalls kostengünstigste Möglichkeit in die Unterwasserphotographie einzusteigen.
Grundsätzlich sind diese Systeme nicht deutlich von der ersten Kategorie unterschieden. Die Gehäuse sind z.T. besser an Erweiterungen angepasst, die Kameras bieten i.d.R. mehr Weitwinkel bis z.B. 24mm KB-Äq.
Weitwinkel: systembedingt, je nach verbautem Objektiv. Brennweiten bis 24mm KB-Äq sind häufig vorhanden. Zum Teil bieten die Hersteller WW-Vorsätze die sich im Wasser wechseln lassen und Optiken von SWW bis zu Fisheye liefern.
Makro: systembedingt, die meisten Kompakten bieten eine Makrofunktion. Diese erfordert häufig Aufnahmeabstände von wenigen cm.
Externer Blitz: Siehe Kategorie a). Die Anschlüsse für Lichtleiter sind i.d.R. angelegt, der Anschluss ist damit erheblich einfacher. Manche dieser Gehäuse bieten sogar elektrische Syncroanschlüsse für externe Blitze.
Kreative Möglichkeiten: In der Regel bieten die Kameras die hier Verwendung finden vollständige manuelle Steuerung und häufig auch eine Option zur RAW Speicherung.
c) SLR im Gehäuse
Die SLR im Gehäuse ist wohl die Königsklasse in der Unterwasserphotographie.
Auch hier bietet die Fa. Olympus attraktive Komplettlösungen.
Wer eine Nikon einsetzen möchte muss sich nach einem passenden Gehäuse umsehen.
Verschiedene Firmen bieten Gehäuse aus Aluminium an. Diese Systeme können den Preis der Kamera weit überschreiten. Genannt seien hier die Hersteller SUBAL, SEACAM, UK-Germany und andere. (Mein Favorit ist SUBAL).
Preislich günstiger sind auch hier hochwertige Kunststoffgehäuse von z.B. IKELITE, 10bar oder FANTASY erhältlich.
Mit wechselbaren Ports lassen sich hier alle (sinnvollen) Objektive verwenden. Für Makroobjektive, sowie für Normalbrennweiten und leichte WW werden sogenannte „Flatports“ verwendet. Diese weisen eine Planglasscheibe auf und sind preislich attraktiv. Wie eingangs des Kapitels beschrieben gelten die Gesetze der Lichtbrechung. Für Makroobjektive ergibt dies eine (willkommene) Bildwinkelverengung (ich schreibe nicht Brennweitenverlängerung, dies führt in diesem Forum nur zu Diskussionen), Weitwinkelobjektive hingegen verlieren dadurch an Bildwinkel.
Eine Lösung, insbesondere auch zum Einsatz von Fisheye- und SWW-Objektiven sind Domeports. Darunter versteht man gewölbte, kalottenförmige Glasscheiben; teuer, empfindlich und excellent.
Das der Dome selber eine Optik darstellt, bleibt der Bildwinkel des Objektives unverändert. Aber, der Dome erzeugt ein virtuelles Bild, dessen Entfernung vom Radius abhängt. Je kleiner der Radius, desto näher das virtuelle Bild. Die verwendeten Objektive müssen kurze Naheinstellgrenzen haben oder mit +2 bis +4 Dioptrin Vorsatzlinsen bestückt werden. Der Nodalpunkt des Objektives muss in der Mitte der Kugel sitzen, die von der Wölbung des Port beschrieben wird. Ist das nicht der Fall gibt es zusätzliche Abbildungsfehler insbes. am Rand (Randunschärfe).
Die Gehäuse verfügen immer über elektrische Syncroanschlüsse, i.d.R. sogar über zwei. Damit lassen sich Amphibienblitze auch als Tandem steuern und es können Systemblitze (im Gehäuse) mit voller Kompatibilität angeschlossen werden. TTL funktioniert ohne Einschränkung (von systembedingten TTL Einschränkungen abgesehen)
Weitwinkel: Fisheye, SWW und WW je nach Objektiv und verwendetem Port.
Makro: Makroobjektiv erforderlich
Externer Blitz: Elektrisch syncronisiert, TTL und zusätzliche Slaves möglich
Kreative Möglichkeiten: keine Einschränkung.
Noch ein Wort zu SLR-Gehäusen:
Die Investition ist erheblich und das Gehäuse ist kameraspezifisch. Wer heute eine D700 marinisiert, wird die Nachfolgerinn nicht mehr im selben Gehäuse betreiben können. Ich z.B. habe mich UW für die D80 im SUBAL Gehäuse entschieden. An Land setze ich schon lange D300/700 ein. Wenn man mit jeder neuen Kamera ein neues Gehäuse kauft …
Aber, und das ist die gute Nachricht, unter Wasser sind High-Iso, schneller AF, schnelle Bildfolge in aller Regel nicht notwendig.
Meine Empfehlung lautet, nur Dinge zu marinisieren, deren Verlust man verkraften kann. Das meine ich ernst.
4. Blitze
Darum wird es im nächsten Kapitel gehen.
(Kategorie NF-F Bilderforum) starte ich diesen Thread.Gruß im Vorüberschweben
Hier möchte ich gerne einen Einblick in die wesentlichen Grundlagen der Unterwasserphotographie geben und Raum für Fragen und Diskussionen schaffen. Das Bilderforum halte ich hier für ungeeignet .
Grundlagen der Photographie wie Einfluss von Blende und Zeit setze ich in den Basics voraus.
OK, los geht´s:
1. Der Einstieg
Ohne jede Grundkenntnis von Kameras und aller Technik gelingen gute Unterwasserfotos auch mit einfachen Kameras.
Hierzu gilt eine sehr einfache und universelle Regel:
ran … runter … rauf ...
das heißt:
• so nah ran an das Motiv wie eben möglich
• tiefer tauchen als das Motiv (Grenzen beachten )
• von unten nach oben photographieren
Abb.1 und Abb.2
Die Abbildungen 1 und 2 zeigen zwei typische Schnappschüsse, weite Entfernung und von oben nach unten.
Abb.3 und Abb4
Die Abbildungen 3 und 4 hingegen wurden aus kurzer Entfernung (maximal 1 Meter) und von unten nach oben aufgenommen.
In beiden Fällen wurde eine eher einfache Kompaktkamera im Polycarbonat-Gehäuse verwendet.
Die Benutzung des Zoom ist tabu, das bringt die Kamera nicht näher ans Motiv; der Lichtweg bleibt lang. Es ist grundsätzlich die kürzeste Brennweite zu benutzen.
ran: den Lichtweg kurz halten; unter Wasser wird Farbe schnell absorbiert, rot bereits nach 5 m. Der Blitz muss den Weg von der Kamera zum Motiv und wieder zurück zur Kamera zurücklegen
Abb.5
Abbildung 5 zeigt den Lichtweg vom Blitz zum Motiv und zur Kamera.
Faustformel: Lichtweg = Aufnahmedistanz x 2
Mit dem Wissen, Rot wird nach 5m absorbiert, wird klar:
Aufnahmedistanzen von mehr als 2.5m können nicht mehr farbig sein.
Es gilt die Faustformel:
Was Du nicht anfassen könntest, brauchst Du auch nicht zu photographieren.
runter: sich in die Position zur optimalen Perspektive bewegen
rauf: die Perspektive gestalten, Motive von oben wirken flach und kleben am Hintergrund. Motive von unten aufgenommen stehen frei und erhalten Dynamik. (siehe auch Abb. 1 bis 4 und folgendes Beispiel)
Abb.6 und Abb.7
Auch die Bilder in Abb.6 und 7 sollen das hier nochmals verdeutlichen.
Während sich die Regeln „runter“ und „rauf“ vornehmlich auf die Bildgestaltung beziehen, hat die Regel „ran“ (die Erste und Wichtigste) handfeste technische Konsequenzen:
Unterwasserphotographie ist -von Makro abgesehen- Weitwinkel bzw. Superweitwinkelphotographie. Es sind extreme Bildwinkel von >60° bis hin zum Fisheye erforderlich. KB-äquivalent entspricht dies Brennweiten ab 35mm und (deutlich) kürzer.
Auch wenn man es den Bildern perspektivisch nicht ansieht, dass Motiv ist stets "zum Greifen nah".
Aufgrund der Resorption des Lichtes durch das Wasser, die noch dazu farbabhängig erfolgt, ist die Unterwasserphotographie (bis auf wenige Ausnahmen) grundsätzlich Blitzlichtphotographie auf kurze Distanz.
Der Bedeutung und des Umganges mit dem Unterwasserblitz möchte ich mich im nächsten Kapitel zuwenden.
2. Blitztechnik
Um sich mit dem Thema der Blitztechnik auseinanderzusetzen, empfehle ich das CLS Buch von Andreas Jorns.
Auch wenn dieses Buch mit Unterwasserphotographie nichts zu tun hat, so gelten doch bezüglich Lichtgestaltung sehr ähnliche Regeln. Insbesondere geht es dabei um die Technik, Umgebungslicht mit Blitzlicht harmonisch zu kombinieren. Diesbezüglich ist das Buch von Andreas ein Tipp für alle Photographen, auch wenn sie nicht mit CLS arbeiten.
Unter Wasser ist ein Blitz grundsätzlich erforderlich.
Ideal ist die Verwendung eines externen Blitzgerätes.
Der interne Blitz gibt sein Licht in der gleichen optischen Achse ab, in der auch das Motiv fotografiert wird. (an Land führt dies nur zu hässlichen Schlagschatten und völlig unprofessionellen Bildern) Unter Wasser ist die Situation noch dramatischer.
Jedes Gewässer und sei es noch so klar und die Sicht phantastisch, enthält Schwebeteilchen. Diese reflektieren das Licht in der optischen Achse und führen zu unschönen Reflexen im Bild. (Man kann auch von Schwebteilchenfotografie sprechen)
Abb.8 und Abb.9
Abbildung 8 zeigt einen Korallenstock, aufgenommen mit internem Blitz und die Schwebteilchen.
Abbildung 9 zeigt eine Aufnahme, aufgenommen mit externem Blitz und frei von Schwebteilchen.
In Abbildung 10 wird der Vorteil des externen Blitzgerätes deutlich.
Abb.10
Während der interne Blitz (rote Pfeile) das Objekt und Schwebteilchen direkt in der Bildebene anstrahlt, erscheinen die Schwebteilchen als unscharfe, helle Punkte im Bild.
Der externe Blitz (gelbe Pfeile) beleuchtet das Motiv, Schwebteilchen reflektieren ihr Licht in der optischen Achse des Blitzes und damit weitgehend ausserhalb der Bildebene.
Bei steilem Blitzwinkel gelangen keine Reflektionen der Schwebteilchen zur Kamera. (also auf das Bild)
Der externe Blitz kann manuell betrieben werden, mit etwas Erfahrung führt dies zu den besten Resultaten. Da die Digitaltechnik eine sofortige Bildkontrolle ermöglicht, kann eine Korrektur umgehend vorgenommen werden. (das war zu analogen Zeiten ein Drama, verschiedene Einstellungen mussten notiert werden, um später aus der Erfahrung zu lernen)
SLR Kameras ermöglichen die Verwendung einer TTL Steuerung des (System)- Blitzes. Eine elektrische Kabelverbindung zwischen Kamera und Blitz ist erforderlich.
Externe Blitze für Kompaktkameras werden i.d.R. manuell betrieben im sogenannten Slave Mode. Im Slave Mode löst das Licht des internen Blitzes über eine Photozelle im externen Blitz diesen aus.
Auch hier sind mittlerweile Automatiken ähnlich der von Nikon bekannten A- bzw. AA-Modi verfügbar. Wirklich zuverlässig ist das nach meinen Erfahrungen aber nicht.
Die Vor- und Nachteile von intern / externen erscheinen so kombiniert.
Eine ideale Lösung für Kompaktkameras ist die Verwendung eines externen Blitzes im Slave Mode wobei der interne Blitz am Gehäuse abgeklebt wird und die Lichtleitung mit einem Glasfaserkabel (fibroptisches Kabel) vom internen Blitz zum Sensor des externen Blitzes geführt wird.
Das Ausleuchten der Schwebteilchen wird so verhindert und die Vorteile des externen Blitzes können voll genutzt werden. Einige dieser Sklavenblitze haben einen eigenen Belichtungsmesser (A bzw. AA ähnlich) und regulieren so ihre Leistung zur optimalen Belichtung. (Sea&Sea bietet für diese gute Lösung eine breite Produktpalette)
Ein externer Sklavenblitz für das kompakte System kann beim Systemwechsel auf ein neues System weiter verwendet werden. Er kann ebenfalls beim Wechsel auf ein hochwertiges UW – Photosystem als zusätzlicher Sklavenblitz kreativ eingesetzt werden.
Die Tiefe des Blau, so bezeichne ich die Verwendung des Blitzes bei manueller Einstellung gerne.
Für die Blitzbelichtung ist -im Rahmen der Syncrozeiten- ausschließlich die Blende entscheidend. Die Belichtungszeit spielt für den Blitz keine Rolle. Dieser Zusammenhang eröffnet der Unterwasserphotographie kreative Möglichkeiten:
Die Blende wird auf den Blitz abgestimmt bzw. man lässt TTL den Job erledigen. Mit der Belichtungszeit kann nun durch gezielte Unterbelichtung das Wasser im Hintergrund in tiefes Blau versetzt werden. Das geht natürlich auch umgekehrt. Überbelichtung setzt das Wasser in helles Blau, die Wirkung ist aber häufig nicht so ansprechend.
Das folgende Bild (Abb.11) zeigt diesen Effekt in übertriebener Form, das Wasser im Hintergrund ist fast schwarz.
Abb.11
3. Ausrüstung
Die Kriterien der Auswahl
Die Wahl der individuellen Ausrüstung ist von vielen Faktoren abhängig:
• Wie intensiv will ich mein Hobby betreiben
• Wie viel Pflege möchte ich in das System investieren
• Welche Aufrüstoptionen soll mein System haben
• Wie intensiv will ich mich bei jedem Bild mit der Technik beschäftigen
• Wie viel Reisegepäck (Handgepäck!!!) ist möglich
• Welchen Verlust kann ich verschmerzen
(säuft die Kamera ab, ist die SLR im Wert eines Mittelklassewagens genauso kaputt wie die Kompakte)
• Wie groß ist mein Budget
(ein SLR System kann sogar bis über 20.000 Euro erreichen, eine Kompakte kann unter 500 Euro drin sein)
Grundsätzlich muss bedacht werden, die Gesetze der Physik bzw. der Optik gelten unter Wasser nicht „nur für das Sehen“, sie gelten auch für die Photographie. Dies hat durchaus relevante Konsequenzen:
Zum einen absorbiert Wasser das Licht. Die Konsequenzen hieraus sind bereits im ersten Teil (Lichtweg) beschrieben.
Wasser hat eine andere optische Dicht als Luft. Als Konsequenz hieraus folgt eine Brechung des Lichtes an jeder Phasengrenze. Eine jedem Taucher bekannte Phasengrenze ist das Glas der Tauchmaske. Die Konsequenz hier ist aus der Grundausbildung bekannt:
Unter Wasser erscheinen Objekte um 1/3 vergrößert, ihre Entfernung erscheint auf ¾ verkürzt.
Das ist für die Kamera mit der Phasengrenze Objektivport nicht anders:
Die Entfernung wird vom AF korrekt erkannt (das war früher mit manuellen Amphibienkameras eine Qual) und stellt kein technisches Problem dar.
Anders sieht es mit dem Bildwinkel des Objektives aus. Auch das Objektiv sieht verkürzt und vergrößert. Als Konsequenz müssen für den gleichen Bildwinkel wie an Land entsprechend kürzere Brennweiten verwendet werden. Das KB äquivalente 35mm ist unter Wasser ein „Normalobjektiv“. Für Weitwinkelaufnahmen müssen mindestens 28mm, besser 24mm KB-äquivalent verwendet werden.
3.1. Unterschiedliche Kamerasysteme
Die folgende Auflistung gibt eine Übersicht der Stärken und Schwächen verschiedener Ausrüstungen:
a) Kompaktkamera im Polygehäuse
Die Kompaktkamera im Polygehäuse, (Abbildungen siehe u. A. http://www.idealo.de/preisvergleich/MainSearchProductCategory.html?q=unterwassergeh%E4use)
ist wohl die kostengünstigste Möglichkeit in die Unterwasserphotographie einzusteigen. Das System ist unkompliziert, die Bedienung erfolgt weitgehend wie an Land, i.d.R. sind alle Funktionen zugänglich.
Systembedingt gelten die gleichen Einschränkungen wie an Land:
Weitwinkel: systembedingt, je nach verbautem Objektiv. Brennweiten < 28mm KB sind selten.
Makro: systembedingt, die meisten Kompakten bieten eine Makrofunktion. Diese erfordert häufig Aufnahmeabstände von wenigen cm.
Externer Blitz: Aufrüstung ist über Slave-Steuerung –idealerweise mit Lichtleitern möglich. TTL-Steuerung ist damit nicht uneingeschränkt möglich. Im Rahmen der technischen Möglichkeiten gibt es Blitze, die ihre Abbrenndauer am internen Blitz orientieren. Elektrische Anschlüsse zu Blitzsteuerung weisen die Gehäuse der Kompakten nicht auf.
Kreative Möglichkeiten: Achtung nicht alle Kompakten bieten manuelle Modi. Damit sind die kreativen Möglichkeiten erheblich eingeschränkt. Auch wenn manuelle Modi vorhanden sind, können diese mit „erschwerter Bedienbarkeit“ einhergehen.
b) Kompakte Unterwasserkamera
Die kompakte Unterwasserkamera, (Abbildungen siehe u. A. http://www.idealo.de/preisvergleich/MainSearchProductCategory.html?q=unterwasserkamera+sea aber auch die Lösungen der Fa. Olympus die hier sehr engagiert ist)
ist eine ebenfalls kostengünstigste Möglichkeit in die Unterwasserphotographie einzusteigen.
Grundsätzlich sind diese Systeme nicht deutlich von der ersten Kategorie unterschieden. Die Gehäuse sind z.T. besser an Erweiterungen angepasst, die Kameras bieten i.d.R. mehr Weitwinkel bis z.B. 24mm KB-Äq.
Weitwinkel: systembedingt, je nach verbautem Objektiv. Brennweiten bis 24mm KB-Äq sind häufig vorhanden. Zum Teil bieten die Hersteller WW-Vorsätze die sich im Wasser wechseln lassen und Optiken von SWW bis zu Fisheye liefern.
Makro: systembedingt, die meisten Kompakten bieten eine Makrofunktion. Diese erfordert häufig Aufnahmeabstände von wenigen cm.
Externer Blitz: Siehe Kategorie a). Die Anschlüsse für Lichtleiter sind i.d.R. angelegt, der Anschluss ist damit erheblich einfacher. Manche dieser Gehäuse bieten sogar elektrische Syncroanschlüsse für externe Blitze.
Kreative Möglichkeiten: In der Regel bieten die Kameras die hier Verwendung finden vollständige manuelle Steuerung und häufig auch eine Option zur RAW Speicherung.
c) SLR im Gehäuse
Die SLR im Gehäuse ist wohl die Königsklasse in der Unterwasserphotographie.
Auch hier bietet die Fa. Olympus attraktive Komplettlösungen.
Wer eine Nikon einsetzen möchte muss sich nach einem passenden Gehäuse umsehen.
Verschiedene Firmen bieten Gehäuse aus Aluminium an. Diese Systeme können den Preis der Kamera weit überschreiten. Genannt seien hier die Hersteller SUBAL, SEACAM, UK-Germany und andere. (Mein Favorit ist SUBAL).
Preislich günstiger sind auch hier hochwertige Kunststoffgehäuse von z.B. IKELITE, 10bar oder FANTASY erhältlich.
Mit wechselbaren Ports lassen sich hier alle (sinnvollen) Objektive verwenden. Für Makroobjektive, sowie für Normalbrennweiten und leichte WW werden sogenannte „Flatports“ verwendet. Diese weisen eine Planglasscheibe auf und sind preislich attraktiv. Wie eingangs des Kapitels beschrieben gelten die Gesetze der Lichtbrechung. Für Makroobjektive ergibt dies eine (willkommene) Bildwinkelverengung (ich schreibe nicht Brennweitenverlängerung, dies führt in diesem Forum nur zu Diskussionen), Weitwinkelobjektive hingegen verlieren dadurch an Bildwinkel.
Eine Lösung, insbesondere auch zum Einsatz von Fisheye- und SWW-Objektiven sind Domeports. Darunter versteht man gewölbte, kalottenförmige Glasscheiben; teuer, empfindlich und excellent.
Das der Dome selber eine Optik darstellt, bleibt der Bildwinkel des Objektives unverändert. Aber, der Dome erzeugt ein virtuelles Bild, dessen Entfernung vom Radius abhängt. Je kleiner der Radius, desto näher das virtuelle Bild. Die verwendeten Objektive müssen kurze Naheinstellgrenzen haben oder mit +2 bis +4 Dioptrin Vorsatzlinsen bestückt werden. Der Nodalpunkt des Objektives muss in der Mitte der Kugel sitzen, die von der Wölbung des Port beschrieben wird. Ist das nicht der Fall gibt es zusätzliche Abbildungsfehler insbes. am Rand (Randunschärfe).
Die Gehäuse verfügen immer über elektrische Syncroanschlüsse, i.d.R. sogar über zwei. Damit lassen sich Amphibienblitze auch als Tandem steuern und es können Systemblitze (im Gehäuse) mit voller Kompatibilität angeschlossen werden. TTL funktioniert ohne Einschränkung (von systembedingten TTL Einschränkungen abgesehen)
Weitwinkel: Fisheye, SWW und WW je nach Objektiv und verwendetem Port.
Makro: Makroobjektiv erforderlich
Externer Blitz: Elektrisch syncronisiert, TTL und zusätzliche Slaves möglich
Kreative Möglichkeiten: keine Einschränkung.
Noch ein Wort zu SLR-Gehäusen:
Die Investition ist erheblich und das Gehäuse ist kameraspezifisch. Wer heute eine D700 marinisiert, wird die Nachfolgerinn nicht mehr im selben Gehäuse betreiben können. Ich z.B. habe mich UW für die D80 im SUBAL Gehäuse entschieden. An Land setze ich schon lange D300/700 ein. Wenn man mit jeder neuen Kamera ein neues Gehäuse kauft …
Aber, und das ist die gute Nachricht, unter Wasser sind High-Iso, schneller AF, schnelle Bildfolge in aller Regel nicht notwendig.
Meine Empfehlung lautet, nur Dinge zu marinisieren, deren Verlust man verkraften kann. Das meine ich ernst.
4. Blitze
Darum wird es im nächsten Kapitel gehen.
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