"Broken Kase" Spiegellinse... klingt fast wie Aprilscherz

pixelschubser2006

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Moin, dieses Produkt verstehe ich nicht:

Ein 200mm Spiegelobjektiv mit Lichtstärke 5.6. Das fällt in dieser Bauform schon fast in die Kategorie Weitwinkel.

Nur: Es ist kompakt, klar, aber bei weitem nicht so kompakt wie man meinen sollte. Tokina zeigt jedenfalls aktuell, wo da der Hammer hängt. Die haben eines, dass 20% kürzer in der Bauform und 20% leichter ist. Allerdings nicht mit 200, sondern 500mm Brennweite. Darunter wüßte ich auch nicht, was ich mit ner Spiegellinse sollte. Der Punkt ist natürlich diskutabel, das muss jeder für sich beurteilen. Nur: Es kostet auch nur rund die Hälfte dieses China-Teils. Letzteres mag einen First-Adopter-Preis haben, da es offenbar noch nicht in großen Stückzahlen läuft. Auch wenn die Verarbeitung v e r m u t l i c h nichts anbrennen lässt, wie man es von Chinalinsen so kennt. Aber das Tokina wird da auch nicht schlecht sein, kommt aber aus einem renommierten Haus. Daher würde ich ohne gegenteiligen Test nach Aktenlage eher dem Tokina vertrauen. Zumal die auch noch kürzere und entsprechend kleinere Modelle im Sortiment haben!

Wenn ich "fremdgehe" müssen schon gute Gründe vorliegen. Entweder gibt es keine vergleichbare Linse original, oder der Preis passt besonders. Idealerweise gibt es eine anständige optische Leistung mit vernünftiger Verarbeitung zu einem günstigen Preis. Viltrox macht das m.E. nach richtig gut. Das, was die mit 50 und 85mm angeboten haben, reizte mich noch nicht, da hätte ich eher zum Original gegriffen. Das 2,8/20mm ist geil. Das geübte Auge sieht die Schwächen, aber es ist dennoch anständig, und das zum Spottpreis. Das "Broken Kase" hat für mich eher das Zeug zum Aprilscherz. So gut kann es nicht sein, dass es alle Nachteile wett macht.
 
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Vor langer Zeit hatte ich mir das Minolta 250/5.6 Spiegelobjektiv eines Freundes geliehen. Meine Erinnerung daran ist sehr positiv, gerade weil die Brennweite für viele Motive taugte.

Mein 500er Reflex Nikkor habe ich dagegen sehr selten benutzt, als normales Tele ist es wegen des sehr speziellen Bokeh eher schwierig und für den Kringeleffekt war mir die Brennweite meist zu lang, passte nicht zum Motiv.

Die 250mm als Spiegeltele finde ich mit diesen Erfahrungen ganz interessant für Spezialeffekte. Das 250mm Minolta ist inzwischen arg teuer auf dem Gebrauchtmarkt.
 
Kommentar
Hier sieht man ziemlich gut was das Ding - vor allem
im Vergleich mit dem Minolta - taugt:

Es ist ein "One Trick Pony", eine Spezialeffektlinse.

Beim Kase finde ich sowohl Brennweite als auch Lichtstärke weniger
einschränkend als bei den meisten anderen katadioptrischen
Spiegellinsenobjektiven.

Ich hab selbst ein Tokina 8/500 mit Minolta-Anschluss,
adaptiert auf Canon RF. Das Ding überstrahlt ziemlich fies,
und sowohl Brennweite als auch Blende begrenzen den
Einsatz so weit, daß es bestenfalls alle zwei Jahre mal zum
Zug kommt.

Okay, es hat mich gerade mal 30 Lewonzen gekostet inclusive Adapter.....

So was wie das Kase würde ich vermutlich doppelt so oft
einsetzen, also einmal jährlich. Dafür gebe ich aber ganz
sicher keine 500 Lewonzen aus.
 
Kommentar
Das bisher kleinste Spiegelobjektiv waren das Minolta 250/5,6 und das Berolina 250/5,6 (letzteres war auch unter anderen Handelsnamen anzutreffen). Das Minolta ist optisch ziemlich gut und wird gebraucht sehr teuer gehandelt, das Berolina ist optisch einfach nur schlecht.

Ich habe das Berolina. Gut, ich will nicht klagen, es war ein überraschender Beifang zu einem anderen Objektiv und somit kostenlos.

Als "One Trick Pony" würde ich das nicht bezeichnen. Man kann gerade zu Anfang mit dem Donutbokeh herumspielen, aber das ist nicht der Punkt. Das Berolina 250/5,6 ist ein nettes kleines Teil. D. h. es wäre ein nettes Teil, wenn es optisch nicht so katastrophal schlecht wäre. 250mm sind schon eine recht anständige Brennweite, aber noch nicht zu extrem, so dass man auch etwas anderes ans Tiere fotografieren kann. Und dann ist es - für die Brennweite - klein und leicht. Das hat durchaus seinen Charme, und es ermöglicht Fotos, die man sonst nicht machen würde, weil man die Brennweite nicht dabei hätte. Porträts aus der Ferne, Landschaftsausschnitte, Details im Stadtbild und der Architektur - da gibt es schon einige Ideen.

Die Konkurrenz sind die üblichen 70-300-Consumer-Zooms oder das Nikon 300/4 PF. Je nachdem, mit welchem Objektiv man das Kase vergleicht, ist es kleiner, leichter und/oder billiger. Dafür hat die Konkurrenz Autofokus, einen Stabi und eine Blende. Es wird nicht leicht für das Kase, bei der Konkurrenz eine Nische zu finden, zumal der bisher angekündigte Preis mMn. zu hoch ist.
 
1 Kommentar
VisualPursuit
VisualPursuit kommentierte
"One Trick Pony" ist meine persönliche Einschätzung, der natürlich niemand folgen muss.
Opfert man Lichtstärke, Zoom, Springblende für Packmaß und Gewicht, spart man im
Vergleich zu z.B. dem Canon 75-300mm knapp über 50 Gramm und 2 Zentimeter.

Kein wirklich überzeugender Deal.

Da bleibt für mich wirklich nur das Kringelbokeh als plausibler Kaufgrund.
Und bei dem halte ich es wie mit fast allen anderen Effekten:

Wenn sie einen sofort anspringen, hat man übertrieben.

Ein gut eingesetzter Effekt fällt erst auf den zweiten, dritten Blick auf - oder gar nicht.
Idealerweise sagt der Betrachter "Tolles Bild" ohne zu bemerken daß Effekte drüber
liegen.
 
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